Wie NBA-Star Franz Wagner zum bestbezahlten deutschen Sportler wurde

Wie NBA-Star Franz Wagner zum bestbezahlten deutschen Sportler wurde

US-Basketball

Wie NBA-Star Franz Wagner zum bestbezahlten deutschen Sportler wurde


Do 11.07.24 | 07:25 Uhr | Von Lukas Witte

Bild: dpa/picture alliance/Newscom

Seit 2019 spielt Basketball-Star Franz Wagner in den USA, seit 2021 in der NBA. Nun stößt er in eine neue Gehaltsdimension vor. Dahinter stecken seine unfassbar starken Leistungen – und eine Gehaltsexplosion in der Liga. Von Lukas Witte

“Rekordsumme: 207 Millionen Euro gehen an einen 22-jährigen Berliner!” – Was klingt wie die Headline zum Eurojackpot-Gewinn eines glücklichen jungen Mannes aus der Hauptstadt, war in Wahrheit zuletzt im Sport-Ressort jeder großen Tageszeitung zu lesen. Um die wahnsinnige Summe von umgerechnet 224 Millionen US-Dollar zu erhalten, musste Basketball-Star Franz Wagner aber nicht die richtigen Zahlen ankreuzen, sondern einen neuen Vertrag unterschreiben.

Wagner überholt Schuhmacher und Vettel

Für fünf Jahre verlängerte Wagner in der vergangenen Woche seinen Arbeitsvertrag mit dem NBA-Klub Orlando Magic, der ihm fast 45 Millionen Dollar Gehalt pro Saison beschert. Laut verschiedener US-Medien könnte das Gesamtvolumen sogar noch auf 269 Millionen ansteigen, sollte der gebürtige Berliner unter die 15 besten Spieler der Liga gewählt werden und damit in einem der drei All-NBA-Teams landen.

Auch ohne den Bonus hat sich Wagner mit seiner Unterschrift im zarten Alter von nur 22 Jahren schon zum bestverdienenden deutschen Sportler aller Zeiten gemacht. Noch vor fünf Jahren spielte er für Alba Berlin in der Bundesliga, nun verdient er eine Viertelmilliarde. In ähnlicher – aber eben nicht genauso hoher – Dimension haben zuvor nur die beiden Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und Sebastian Vettel kassiert.

Die Stars der deutschen Fußball-Nationalmannschaft – die gerade im EM-Viertelfinale an Spanien scheiterten – verdienen sogar nur die Hälfte von dem, was der Basketballer künftig bekommt. Das Jahresgehalt von Spielern wie Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan, Kai Havertz und Co. wird “nur” auf rund 20 Millionen geschätzt. Und das, obwohl die Europameisterschaft derzeit gefühlt den halben Kontinent vor den Fernseher lockt und Fußball als die mit Abstand populärste Sportart der Welt gilt.

NBA profitiert von hohen TV-Einnahmen

Und doch kann man als Leistungssportler derzeit kaum irgendwo so viel Geld verdienen, wie in der Nordamerikanischen Basketball-Profiliga (NBA). Wagner ist längst nicht der einzige Spieler, der dort nun einen neuen Megavertrag bekam. Superstar Jayson Tatum vom aktuellen Champion Boston Celtics unterschrieb für die kommenden fünf Jahre für ein Gesamtvolumen von unglaublichen 314 Millionen Dollar – ein neuer NBA-Rekord.

Grund für diese Gehaltsexplosion ist die immer weiter steigende Gehaltsobergrenze. Wie die meisten US-Ligen schreibt auch die NBA ihren Teams vor, wie viel Geld sie jedes Jahr für ihre Spieler ausgeben dürfen, um für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen. Diese Summe hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Während die “Salary Cap” in der Saison 2014/15 noch bei 63 Millionen Dollar lag, wurde sie für die kommende Spielzeit (2024/25) von der NBA auf rund 140 Millionen festgelegt.

Diese Entwicklung ist vor allem auf die enorme Steigerung der Einnahmen der Liga durch den Verkauf von Übertragungsrechten zurückzuführen. Medienberichten zufolge soll die NBA kurz vor dem Abschluss eines neuen TV-Deals mit NBC, ESPN und Amazon stehen, der ihr über die kommenden elf Jahre insgesamt 76 Milliarden US-Dollar bescheren soll. Das wären umgerechnet rund 6,5 Milliarden Euro pro Saison. Zum Vergleich: Die Fußball-Bundesliga nimmt durchschnittlich rund 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit aus Fernsehgeldern ein, die englische Premier League 2 Milliarden.

Nowitzki brauchte 21 Jahre, um so viel zu verdienen

Die verhandelten Verträge der NBA-Spieler sind eng mit der steigenden Gehaltsobergrenze verknüpft. So hat Wagner bei Orlando einen sogenannten “Max-Vertrag” unterschrieben, durch welchen er mit Bonuszahlungen einen Anspruch auf 30 Prozent der Gehaltsobergrenze des Teams hat. Für Tatum gab es sogar einen “Supermax-Vertrag” durch welchen er Anspruch auf 35 Prozent hat.

Wie enorm die Steigerung der Gehälter ist, zeigt auch ein Blick auf die Verdienste des wohl besten deutschen Basketballers der Geschichte: Dirk Nowitzki verdiente in seinen 21 Jahren in der NBA insgesamt 255 Millionen Euro – also ungefähr so viel, wie Wagner nun in nur fünf Spielzeiten. Dazu sei gesagt, dass die Legende von den Dallas Mavericks während seiner Karriere mehrmals auf höhere Gehälter verzichtete, um seinem Team die Verpflichtung besserer Mitspieler zu ermöglichen. Nichtsdestotrotz wäre er von den finanziellen Sphären, in denen sich die heutigen Stars bewegen, weit entfernt geblieben.

Weltmeister und Leistungsträger

Ob die aktuellen gezahlten Summen in der NBA gerechtfertigt sind, darüber lässt sich sicherlich streiten. Unbestreitbar ist hingegen, dass sich Wagner einen neuen Vertrag durch seine unglaubliche Entwicklung und die starken Leistungen definitiv verdient hat.

Der 2,08-Meter-Mann ist unglaublich vielseitig, enorm schwierig zu verteidigen und bringt hohe Energie aufs Parkett. Im vergangenen Jahr hatte er so großen Anteil am sensationellen WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft. Und auch in der NBA ist er mittlerweile etabliert. Nach zwei Jahren auf dem US-College wurde er 2021 von den Orlando Magic gedraftet und entwickelte sich schnell zum Leistungsträger. Für sein junges Alter präsentiert er sich unter den vielen Superstars der Liga bereits sehr souverän und steuerte in der vergangenen Saison im Schnitt 19,7 Punkte und 5,3 Rebounds zum Erreichen der Playoffs bei.

In Orlando spielt er mit seinem älteren Bruder Moritz zusammen und das Duo erfreut sich in den USA großer Beliebtheit. Auch “Moe”, wie der 27-Jährige genannt wird, hat laut ESPN gerade einen neuen Vertrag in Florida unterschrieben: für zwei Jahre und für insgesamt “nur” 22 Millionen Dollar. Damit dürfte wohl klar sein, wer beim gemeinsamen Essengehen die Rechnung bezahlen muss.

Sendung: rbb24, 10.7.2024, 21:45 Uhr

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