Damit die E-Mobilität durchstarten kann, muss das Laden einfacher werden. Zwei Startups haben es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu beschleunigen.
Zwei Dinge nerven die meisten Menschen noch, wenn es um E-Autos geht: die langen Ladezeiten und der völlig zersplitterte Markt der Ladesäulenanbieter. Auch den Autoherstellern ist das Problem durchaus bekannt und auch wenn sie nur selten eigene Ladestationen aufbauen, hat die Industrie einiges in Bewegung gesetzt. Dafür hat man zwei Startups gegründet.
Hubject, ein in Berlin ansässiges Unternehmen, hat sich zum Ziel gesetzt, die Fragmentierung des Lademarktes zu überwinden. Dahinter stecken BMW, Mercedes, VW, Bosch und andere. Mit ihrer eRoaming-Plattform vernetzen sie verschiedene Ladepunktbetreiber und Elektromobilitätsanbieter, um einen nahtlosen Zugang zu Ladestationen zu ermöglichen. Das bedeutet, dass ein EV-Fahrer, unabhängig vom Anbieter, an jeder angeschlossenen Ladestation laden kann, ohne separate Verträge oder Abonnements abschließen zu müssen. Die Plattform unterstützt mittlerweile über 300.000 Ladepunkte weltweit und wächst kontinuierlich.
Ähnlich erfolgreich ist Gireve, ein französisches Startup, an dem Renault beteiligt ist und das sich ebenfalls der Interoperabilität in der Ladeinfrastruktur verschrieben hat. Gireve bietet eine Plattform, die es verschiedenen Marktakteuren ermöglicht, Ladeinfrastrukturdaten auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Durch ihre Dienste können Ladepunktbetreiber und Mobilitätsdienstleister ihre Netzwerke verbinden und so den Zugang zu Ladestationen vereinfachen.
So wird das Laden einfacher
Eine der entscheidenden Innovationen, die beide Unternehmen vorantreiben, ist die Einführung kontaktloser Bezahllösungen an Ladestationen. Das klingt nach wenig, aber die meisten Ladestationen kann man bisher nur nutzen, wenn man eine App runterlädt und sich anmeldet. Nicht gerade besonders kundenfreundlich.
Für die breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen müssen die Ladeprozesse so einfach und reibungslos wie möglich gestaltet werden. Niemand möchte sich mit komplizierten Anmeldeverfahren, verschiedenen Ladekarten oder Abonnements herumschlagen, wenn das Tanken von Benzin oder Diesel so einfach ist wie das Einstecken des Zapfhahns und das Bezahlen mit der Kreditkarte.
Hubject und Gireve haben erkannt, dass die Zukunft der Elektromobilität nicht nur von der Anzahl der Ladestationen, sondern auch von deren Benutzerfreundlichkeit abhängt. Dass die Autohersteller diese Idee teilen, ist nicht weiter verwunderlich. Eher schon, dass sich so wenig Energielieferanten an den Projekten beteiligt haben. Was zeigt, dass deren Egoismus immer noch ein Hemmschuh für die Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur ist.
Tesla hat es vorgemacht
Auch erstaunlich ist aber auch, dass kaum jemand auch nur ansatzweise nachvollzogen hat, warum Tesla so erfolgreich geworden ist. Elon Musk hatte sehr früh erkannt, dass die Infrastruktur mit dem Verkauf der Autos zusammenhängt und dass das Nachladen der Batterien so schmerzlos wie möglich sein sollte.
Die Autohersteller versuchen jetzt, mit den von ihnen unterstützten Projekten (zu denen auch Ionity gehört) die Fehler der Vergangenheit und der Politik zu beseitigen. Denn auch die Politik hätte die Einführung der E-Mobilität besser vorbereiten können, in dem sie Energielieferanten dazu aufgefordert hätte, eine gemeinsame Dachgesellschaft für den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu gründen. Das hätte uns allen den völlig fragmentierten Markt erspart, den wir jetzt haben.
Die Arbeit von Hubject und Gireve zeigt, wie wichtig Startups für die Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur sind. Durch ihre innovativen Ansätze und die Einführung fortschrittlicher Technologien tragen sie dazu bei, die Elektromobilität zugänglicher und benutzerfreundlicher zu machen. Während die großen Automobilhersteller weiterhin neue EV-Modelle auf den Markt bringen, sorgen diese Startups dafür, dass die Infrastruktur Schritt hält und den Bedürfnissen der Nutzer gerecht wird.
Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.