Der kleine schwarz-rot-goldene Fanblock hinter dem Korb sang sich schon früh am Abend in Olympialaune. „Paris, Paris, wir fahren nach Paris“, schallte es am Freitag durch die Halle. Dass die Vorrunde des olympischen Basketballturniers in Lille stattfindet, störte niemanden – und vielleicht war es auch nur eine forsche Ansage. Denn der Kampf um die Medaillen findet dann wirklich in der französischen Metropole statt.
Als die deutschen Basketballerinnen nach ihrem 77:63 (17:18, 23:13, 13:18, 24:14) im Testspiel gegen Nigeria vor dem Fanblock standen, stimmten sie mit ein, sangen und tanzten. Die Euphorie war groß an diesem besonderen Tag in der großen Arena in Berlin-Friedrichshain. „Was für ein großartiger Abend für den Frauen-Basketball“, sagte Bundestrainerin Lisa Thomaidis über den ersten gemeinsamen Spieltag der deutschen Nationalmannschaften der Frauen und Männer.
Satou ist eine Kämpferin, eine Siegerin.
Lisa Thomaidis über die lange verletzte Satou Sabally
Auch Centerspielerin Luisa Geiselsöder betonte die besondere Bedeutung dieser ungewohnt großen Bühne für ihr Team: „Wir reden seit dem Beginn der Vorbereitung über Berlin, dass wir Statement setzen können und wir haben gezeigt, dass wir da sind und zu den Top ten der Welt gehören.“
In den vergangenen Wochen hatten die Ergebnisse zwar gestimmt, die Bedingungen waren für Thomaidis aber alles andere als ideal. Mit den Berlinerinnen Satou und Nyara Sabally sowie Leonie Fiebig stießen drei absolute Leistungsträgerinnen erst am Donnerstag aus der WNBA zum Team und kamen gegen Nigeria aufgrund der Reisestrapazen noch nicht zum Einsatz.
Satou Sabally von den Dallas Wings, die zu den besten Basketballerinnen der Welt zählt, war wegen eines Infekts nicht mal in der Halle und hat seit der Olympiaqualifikation im Februar wegen einer Schulterverletzung kein Spiel absolviert. „Sie zahlt den Preis für das, was sie im Februar für uns getan hat“, sagte Thomaidis. „Sie ist aber eine Kämpferin, eine Siegerin.“
Die Bundestrainerin und das Umfeld von Sabally sind optimistisch, dass der WNBA-Star spätestens beim Turnierstart in Lille am 29. Juli gegen Belgien mitwirken kann. Thomaidis hofft schon auf einen Einsatz in den letzten Testspielen in London. Am Sonntag trifft die DBB-Auswahl auf Großbritannien, zwei Tage später in der Generalprobe auf Topfavorit USA.
Doch auch ohne die Saballys und Fiebig zeigte die deutsche Mannschaft gegen Nigeria, dass sie sich nicht zufällig für Olympia qualifiziert hat. Nach schwierigem Start fand die DBB-Auswahl im zweiten Viertel immer besser in den Rhythmus und fand Lösungen gegen die Wucht des Gegners. Die Afrikanerinnen stehen in der Weltrangliste deutlich vor Deutschland und sind ebenfalls in Paris dabei. „Sie sind deutlich physischer als unsere bisherigen Gegner und gegen solch ein Team vor so vielen Leuten zu spielen, hilft uns sehr bei der Vorbereitung“, sagte Thomaidis.
Besonders Point Guard Alexis Peterson bereitete den großen Nigerianerinnen enorme Probleme. Dass die gebürtige US-Amerikanerin ohne familiäre Verbindungen nach Deutschland nun für die DBB-Auswahl spielt, kann man kritisch sehen. Sportlich hilft sie dem Team aber zweifelsfrei. Gegen Nigeria kam Peterson auf 22 Punkte und acht Assists und fand mit ihrer Geschwindigkeit oft die richtige Lösung.
„Sie ist super schnell, kann alles und hilft uns enorm“, sagte Geiselsöder, die auch im Verein beim französischen Euroleague-Team Basket Landes mit Peterson zusammenspielt. Besonders in der Schlussphase, als die DBB-Auswahl mit einem 17:2-Lauf den entscheidenden Schritt zum Sieg machte, schlängelte sie sich mit ihren 1,65 Metern immer wieder durch die gegnerische Verteidigung. „Lex kann man nicht aufhalten“, sagte Geiselsöder.