Der eingeknickte E-Automarkt und die eingebrochene Nachfrage nach Verbrennern auf dem wichtigen chinesischen Markt sorgen bei Volkswagen (VW) für Alarmstimmung. Was bisher galt – gut bezahlte und sehr sichere Arbeitsplätze –, gilt jetzt nicht mehr.
VW streicht Jobgarantie
Wie Business Insider berichtet, hat der Vorstand des Wolfsburger Autobauers um CEO Oliver Blume die sogenannte Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Im Rahmen dieser eigentlich bis 2029 geltenden Vereinbarung waren betriebsbedingte Kündigungen nicht möglich.
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Jetzt müssen viele der rund 120.000 VW-Beschäftigten in Deutschland um ihre Jobs bangen. Zudem könnte es erstmals in der Konzerngeschichte Werksschließungen in Deutschland geben. Das war bisher auch aufgrund der seit 30 Jahren geltenden Beschäftigungsgarantie ausgeschlossen.
Sparprogramm von 2023 wird ausgeweitet
VW geht es schon länger nicht besonders gut – davon zeugt etwa das 2023 aufgelegte Sparprogramm im Umfang von zehn Milliarden Euro. Speziell die Personalkosten in der Verwaltung sollen dabei um 20 Prozent sinken. Beim Personalabbau wurde vor allem mit Altersteilzeit und Abfindungen gearbeitet, wie der Deutschlandfunk konstatiert.
Darüber hinaus reichende Maßnahmen betrafen bisher vor allem Leiharbeiter:innen, etwa in der Zwickauer VW-Fabrik, in der ausschließlich E-Autos gefertigt werden. Werksschließungen waren bis jetzt eine Option für Werke im Ausland. So soll die Audi-Fabrik in Brüssel wohl 2025 dichtmachen.
Autowerk und Komponentenfabrik überflüssig?
Einer Mitteilung des VW-Betriebsrats an die Beschäftigten, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, zufolge hält VW jetzt aber „ein größeres Autowerk sowie eine Komponentenfabrik für überflüssig“ – mindestens.
Mit den jetzt angekündigten Maßnahmen, die auch den Standort Deutschland voll treffen könnten, will VW vier weitere Milliarden Euro einsparen. Allerdings hat der mächtige VW-Betriebsrat schon erbitterten Widerstand angekündigt.
Widerstand von Betriebsrat und IG Metall
„Mit mir wird es keine VW-Standortschließungen geben“, erklärte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Die Pläne seien „ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge“. Gegenwind bekommt VW auch von der Gewerkschaft IG Metall.
Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachsen, das bei VW gemeinsam mit den Arbeitnehmervertreter:innen über eine Mehrheit im Aufsichtsrat verfügt, wiegelt derweil ab. Für ihn stelle sich die Frage nach der Schließung von Standorten nicht. Er sei sicher, dass „erfolgreiche Alternativen dazu gefunden“ würden.
VW: Wirtschaftliches Umfeld verschärft
Vorstandschef Blume hatte für die angekündigten Sparpläne ein noch einmal verschärftes wirtschaftliches Umfeld verantwortlich gemacht. Auf der einen Seite würden neue Anbieter nach Europa drängen.
Auf der anderen Seite falle der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurück. „In diesem Umfeld müssen wir als Unternehmen jetzt konsequent agieren“, so Blume in einem Statement.