Mirabell Mayack ist Business-Influencerin und zeigt ihren Followern ein Afrika, das Investoren viele Möglichkeiten eröffnet.
Die Frau mit kamerunischen und deutschen Wurzeln ist auch Initiatorin des African Investment Day, wo sie vornehmlich dem deutschen Mittelstand Investitionsmöglichkeiten im frankophonen Afrika präsentiert, und generiert damit sechsstellige Umsätze.
Mayack wuchs in einer Kleinstadt nahe Düsseldorf auf, über diese Zeit und ihre Motive, schließlich nach London auszuwandern, aber trotzdem den African Investment Day in Deutschland ins Leben zu rufen, sprach sie mit uns im Interview.
„Der deutsche Mittelstand muss Afrika anders wahrnehmen“, ist ein Appell von Mirabell Mayack. Die Deutsch-Afrikanerin gilt als international vernetzte Geschäftsfrau. Als eine, die gerne provoziert, aber auch Wissen über das französischsprachige Afrika vermittelt. Als freiberufliche Mitarbeiterin der in London ansässigen African Investment Intelligence unterstützt sie Investoren beim Markteintritt im frankophonen Afrika. Zudem ist sie Initiatorin und Hauptorganisatorin des African Investment Day, der 2018 das erste Mal in Schwäbisch-Gmünd stattfand. Inzwischen zahlt sich das mit sechsstelligen Umsätzen pro Event aus. Mit Business Insider sprach sie über Vorurteile und Hürden, wenn es um Geschäfte auf dem afrikanischen Kontinent geht. Und wie sie schließlich den African Investment Day erfolgreich gemacht hat.
Was braucht man, um deutsche Investoren und Regierungsvertreter afrikanischer Länder an einen Tisch zu bringen? „Ich bin authentisch, echt, herzlich und mache konsequent auf Vorurteile aufmerksam“, sagt Mirabell Mayack über sich selbst. Sie ist sowas wie eine Netzwerkerin zwischen den Kontinenten. Und das hat unmittelbar auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte zu tun.
Mayack kam 1979 in Düsseldorf zur Welt, hinein in eine deutsche-kamerunische Familie. Wie ihre Mutter und Großmutter auch, denen sie noch heute sehr verbunden ist, wuchs Mayack in Erkrath – im Bergischen Land nahe Düsseldorf – auf. Bald zog die binationale Familie nach Kamerun. In dem französisch- und englischsprachigen Land gibt es neben diesen zwei offiziellen Sprachen über 250 weitere lokale Sprachen und Dialekte. Als Kind habe Mayack zwar eine dieser Sprachen, Bassa, gesprochen, diese jedoch nach der Rückkehr nach Deutschland verlernt.
Aus der deutschen Kleinstadt in eine internationale Umgebung in Kamerun – und wieder zurück
Das neue Leben in Deutschland stand im starken Kontrast zur internationalen Kindheit in Kamerun, wo die Familie mehrheitlich in internationalen Unternehmerkreisen verkehrt hatte. Schnell habe sie in ihrer deutschen Schule gemerkt, wer zu den Außenseitern gehörte: eine Italienerin, eine türkische Mitschülerin und Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen. All diese Kinder erlebten – so Mayack – seien diskriminiert und gemobbt worden.
Mayack, Tochter eines Arbeitgebers und einer bekannten und engagierten Mutter, sei schon wegen ihres selbstbewussten Auftretens seltener Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Doch habe sie mitbekommen, wie ihr Vater von den Nachbarn als „N****“ bezeichnet worden sei. „Wo kommen Sie ursprünglich her?“, sei eine Frage, die ihr noch heute in Deutschland gestellt werde, so Mayack. Sie findet: „Mit diesem Satz beginnt die Diskriminierung – denn du musst dich ständig erklären.“
Mayack gründete ein Kosmetik-Geschäft in einer boomenden Gegend Londons
Und solche Erfahrungen hätten sie dazu bewegt, nach dem Abitur nach Paris zu ziehen, später in die USA. Es folgte ein Praktikum in einer Immobilienfirma, die Geburt ihres Kindes und damit verbunden die Rückkehr zu ihrer Familie in die Nähe von Düsseldorf. Dass ihr Schwarzes Kind in der örtlichen katholischen Kindertagesstätte Diskriminierungserfahrungen machte, sei für sie ausschlaggebend gewesen, Deutschland zu verlassen. 2009 entschied sich Mayack, nach England auszuwandern.
„Die Engländer sind business-orientiert, sie sind weltoffen und sie haben innovative Ansätze“, das seien die Gegebenheiten gewesen für Mayacks Anfänge in London. In einem kurz vor dem Umbruch stehenden Viertel Londons habe die Stadtverwaltung für Unternehmer, die dort investierten, befristete Steuerfreiheit ermöglicht. Mayack nahm damals einen Kredit von 24.000 britische Pfund auf und gründete ein Kosmetik-Institut. „Nachdem sich die Demographie in der Nachbarschaft von einer afrokaribischen Community zu einer hauptsächlich weißen Community änderte, gab es dort auf einmal einen hohen und dringenden Bedarf an Kosmetik- und Beautyprodukten und Dienstleistungen für ausschließlich weiße City Frauen“, erklärt Mayack ihre Geschäftsidee. Die Öffnungszeiten habe sie an die Betreuungszeiten der Schule ihres Kindes angepasst. Innerhalb von fünf Jahren hatte sich ihre Investition refinanziert (Business Insider erhielt Einblick in die Geschäftszahlen).
Bonitäts- und Liquitätsprüfung afrikanischer Geschäftspartner führt Mayack für Investoren durch
Nach einigen Jahren begann die Unternehmerin mit Vorträgen und Netzwerkveranstaltungen zu den Themen frankophones Afrika und zur französischsprachigen afrikanischen Community. Zu diesen Events lud sie auch Botschafter französischsprachiger afrikanischer Länder ein. Eins führte zum anderen: 2016 fing Mayack bei der African Investment Intelligence an. Die in England gegründete Institution ist spezialisiert auf das frankophone Afrika. „Risikoberater“ wie Mirabell Mayack stellen europäischen Investoren wichtige Informationen über französischsprachige afrikanische Märkte zu Verfügung, also beispielsweise Bonitätsprüfung, die Prüfung der Liquidität von potenziellen Geschäftspartnern.
„Zudem unterstützen wir die Investoren bei konkreten Investitionen und dem Matching“, erklärt Mayack. Mayack und ihre Kolleginnen und Kollegen stellen sicher, dass internationale Investoren auf dem frankophonen afrikanischen Markt sicher sind und ihre Unternehmungen gelingen, sie begleiten die Investoren also beim Geschäftsaufbau. Mayacks Fokus liegt auf dem deutschen Mittelstand, denn der sei besonders zaghaft in Bezug auf Investitionen in Afrika. Schnell habe sie zu Beginn gemerkt, wie groß der Unterstützungsbedarf in Deutschland sei.
Im Grunde sei das auch ausschlaggebend gewesen, um 2018 schließlich den African Investment Day zu gründen. Der Auftakt fand in Schwäbisch-Gmünd statt. Zum ersten Mal – so Mayack – hätten sich dort große deutsche Unternehmen sowie deutsche Mittelständler in einer ausgewählten Runde mit Politikern und Geschäftsleuten aus dem französischsprachigen Afrika getroffen. „150 bis 200 ausgewählte Personen waren anwesend, Key Player, Minister aus Afrika, gut vernetzte Multiplikatoren aus der deutschen Wirtschaft“, beschreibt Mayack. Der erste African Investment Day ermöglichte demnach erste deutsch-afrikanische Business Freundschaften.
Im ersten Jahr, in 2018, habe sich das noch nicht rentiert für sie: „Es sprangen nur 900 Euro brutto raus“, resümiert sie. Seither veranstaltet sie die African Investment Day einmal im Jahr, meist in Baden-Württemberg, und auch die Umsätze sind kontinuierlich gestiegen. 2023, in Marokko, generierte sie mit dem Event über Investitionen seitens der Sponsoren über 100.000 Euro Bruttoumsatz (Business Insider erhielt Einblick in die Geschäftszahlen).
Mayack wirkt stolz, ihre Arbeit bezeichnet sie als Pionierarbeit, denn schließlich habe niemand vor ihr auf das enorme Investitionspotential des frankophonen Afrikas für deutschsprachige Investoren aufmerksam gemacht. „Das ist die einzige Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Influencer, Netzwerker, Key Player, umsatzstarke deutsche Unternehmen – alle sind anwesend, bleiben von Anfang bis Ende, an einem Ort weitab vom Trouble der Großstädte, verbringen zwei Tage miteinander ohne, dass irgendwer wichtiger sei als der andere. Das Anliegen: Langfristige Business-Freundschaften und gute sowie sichere Deals zu ermöglichen“, so Mayack.
Der letzte African Investment Day – so Mayack – habe auf Linkedin 2,9 Millionen Views erbracht. Auf Social Media wie Linkedin, wo sie seit langer Zeit Influencerin ist, habe sie das ganze Jahr über Werbung gemacht und gemeinsam mit anderen Influencern das Event beworben. Ihre Vorgehensweise: wertvollen Content liefern, Klischees anprangern und ihren Followern ein Afrika fernab weit verbreiteter Vorurteile zeigen, sagt sie.
Die Klischees zu überwinden würde sich auch auszahlen, ist Mayack überzeugt: „Anders als traditionelle Märkte, die deutsche Investoren aufsuchen, wie Marokko und Kenia, sind das jungfräuliche Märkte. Die Region hat ein hohes Bevölkerungswachstum, es gibt noch wenig Konkurrenz, es sind hohe Renditen möglich und es gibt sehr ausgeprägte urbane Strukturen“. Zudem habe die Region viele Antworten auf Herausforderungen der deutschen Wirtschaft. Ob Fachkräfte, erneuerbare Energien oder Baumaterialien. „Deutschland hat die Fragen. Das frankophone Afrika liefert die Antworten“, wirbt Mayack.
Lösungsorientiertheit, das sei auch grunsätzlich ihr Ansatz als Unternehmerin, das Beste aus allem machen. Ihre Migrationsgeschichte und die unternehmerischen Vorbilder in ihrer Familien haben sicherlich auch eine Rolle gespielt bei ihrem Erfolg.
Wie blickt sie auf Migranten und Einwanderer, die es nicht schaffen? „Ich kenne wenige, die es nicht schaffen“, beginnt Mayack. „Unsere Eltern hatten keine andere Wahl: Die meisten von uns Migranten der zweiten Generation sind doch in Top-Positionen und sehr erfolgreich“, erklärt sie. In der afrikanischen Diaspora kenne sie mehrheitlich Ärzte, Politiker, Führungskräfte. Dass diese Erfolge sich schon in der zweiten Generation einstellen, spricht für den Ehrgeiz junger Einwanderer und deren Kinder.
Mayack will sich noch stärker mit der deutsch-türkischen Community vernetzen
Sie ist sicher: „Unsere Eltern wollten, dass wir Erfolg haben und den haben wir.“ Schließlich kenne jeder Migrant mit afrikanischen Wurzeln diesen Witz: „Aus Sicht afrikanischer Eltern kommen für ihre Kinder nur drei Jobs in Frage: Doktor, Anwalt oder Banker“, schmunzelt die Unternehmerin.
Hat Mayack weite Pläne für „ihr Baby“, also den African Investment Day? „In Zukunft werden wir uns stärker politisch organisieren und eine Lobby bilden. Wir werden auch eine stärkere Vernetzung mit der deutsch-türkischen Community anstreben“. Schließlich – so Mayack – sei es ihr Ziel, dass auch aus dieser Community mehr Investitionen im frankophonen Afrika erfolgen.