Deutschland ist Basketball-Weltmeister, doch der große Favorit auf Olympia-Gold in Paris ist das amerikanische Team um die Superstars LeBron James, Stephen Curry und Kevin Durant.
Eine Mannschaft gespickt mit Superstars – ähnlich wie das legendäre Basketball-Team, das 1992 für die USA in Barcelona Olympia-Gold holte. Michael Jordan, Scottie Pippen, Magic Johnson und Larry Bird spielten in der Truppe, die als „Dream Team“ Sportgeschichte schrieb. Die Auswahl gewann alle Spiele, am „knappsten“ war das Finale gegen Kroatien, das die USA mit 32 Punkten Abstand für sich entschieden.
Das US-Team von 1992 gilt als die beste Basketball-Mannschaft aller Zeiten. Für Trainer-Legende Svetislav Pesic (74/Europameister 1993 mit Deutschland) ist die aktuelle US-Auswahl aber sogar noch stärker als das Dream Team.
Trainer-Legende Pesic: Das aktuelle Team USA ist besser als das Dream Team von 1992
BILD: Herr Pesic, im ersten Gruppenspiel bei Olympia treffen Sie mit Serbien auf die Superstar-Auswahl der USA. Haben Sie eine Chance?
Svetislav Pesic (74): Das ist das schwerste Spiel, das man überhaupt haben kann. Nach der vergangenen Saison hat ESPN die 15 besten NBA-Spieler aufgelistet. Darunter waren der Serbe Nikola Jokic, der Slowene Luka Doncic, der Kanadier Shai Gilgeous-Alexander – und die anderen zwölf Spieler stehen jetzt im US-Team. Von der individuellen Qualität gibt es kein besseres Team. Für mich ist das US-Team von Paris stärker als das Dream-Team von 1992.
Tatsächlich? Trotz der Superstars damals wie Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird?
Jeder, der etwas anderes sagt, würde behaupten, dass sich der Basketball nicht weiterentwickelt hat. Das beste Beispiel sind Stephen Curry und Magic Johnson. Beides Point Guards, aber ganz unterschiedliche Spielertypen. Curry verteilt nicht nur den Ball und spielt super Pässe, er scort auch selbst. Das hat Magic Johnson nicht in dem Maße gemacht. Er hat in erster Linie für seine Mitspieler gespielt. Curry ist vielseitiger. Es gibt jetzt mehr individuelle Qualität, mehr Athletik, mehr Technik. Wir können jede Position durchgehen.
Wie sieht es beim Center aus?
Patrick Ewing hat damals 80 bis 90 Prozent der Zeit mit dem Rücken zum Korb gespielt. Das ist heute bei Joel Embiid oder Nikola Jokic undenkbar. Die spielen mit dem Gesicht zum Korb, punkten von überall, schießen auch Dreier. Und verteidigen können sie auch. Das sind komplette Basketballer. Sie haben die Center-Position revolutioniert.
Ist LeBron James besser als Michael Jordan?
Das ist eine gefährliche Diskussion, denn jede Zeit hat ihre Helden. Michael Jordan war ein unglaublicher Spieler und hat in seiner Epoche das Spiel verändert. Aber er war in erster Linie Scorer. Er hat von überall getroffen – Dreier, Halbdistanz, Dunking, Fast-Break. LeBron macht auch viele Punkte, aber er kann alle fünf Positionen spielen.
Und Kevin Durant ist besser als Charles Barkley?
Kevin Durant ist ein kompletter Spieler. Er kann punkten, dribbeln, eins gegen eins. Charles Barkley war ein Inside-Spieler und am stärksten in Korbnähe. Durant ist beides – ein In- und Outside-Spieler. Er kann unter dem Korb spielen, aber auch passen und werfen.
Sie waren bei Olympia 1992 in Barcelona Trainer der deutschen Mannschaft. Damals haben sich viele Spieler nach den Partien Autogramme von den US-Stars geholt. Sie auch?
Nein! Das ging mir zu weit. Auch Detlef Schrempf war richtig sauer. Wir waren Konkurrenten und wollten sie schlagen. Da holt man sich keine Autogramme.
Anders als bei der WM 2023 haben Sie in Paris den dreimaligen NBA-MVP Nikola Jokic im serbischen Team dabei. Hätten Sie mit ihm das WM-Finale gegen Deutschland gewonnen?
Jokic macht einen großen Unterschied. Er übernimmt Verantwortung, macht die anderen besser. Wenn er dabei ist, wächst das Selbstvertrauen in unserer Mannschaft. Er ist ein hervorragender Spieler und eine große Persönlichkeit, dabei verhält er sich nicht wie ein Star, beansprucht keinerlei Sonderrechte, hilft jedem. Er ist genauso wie Dirk Nowitzki früher. Mit ihm wäre das WM-Finale gegen Deutschland ein anderes Spiel geworden. Das heißt nicht, dass wir gewonnen hätten. Deutschland hat in dem gesamten Turnier sehr gut gespielt, ja auch die USA geschlagen. Der WM-Titel war absolut verdient.
Wer gefällt Ihnen am besten im DBB-Team?
Dennis Schröder ist einer der besten Point Guards aller Zeiten, nicht nur in Deutschland – weltweit! Bei unserem EM-Titel 1993 hatten wir Kai Nürnberger. Aber Dennis ist noch besser, so unglaublich schnell. Er ist zu einem echten Leader gereift. Ohne ihn hätte Deutschland nicht gegen uns gewonnen. Aber meine Lieblingsspieler sind andere.
Nämlich?
Franz und Moritz Wagner. Sie entwickeln sich jedes Jahr weiter, ruhen sich nie aus und arbeiten jeden Tag an ihrem Spiel. Bei jedem Trainingsstart haben sie etwas Neues in ihrem Repertoire. Kein Wunder, dass Franz jetzt in Orlando einen Vertrag über mehr als 200 Millionen Dollar bekommen hat. Das hat er sich verdient.