Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich derzeit in einer Krise. Während händeringend nach Fachkräften gesucht wird, fallen zeitgleich viele Stellen weg.
Dortmund – Die Konjunktur in Deutschland schwächelt, was sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Alleine bei der Deutschen Bahn (DB) sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre 30.000 Stellen wegfallen, wie der Focus berichtet. Das Verarbeitende Gewerbe – inklusive Chemie-Industrie – hat bereits 49.000 Arbeitsplätze abgebaut (mehr Politik-News bei RUHR24).
Schwache Konjunktur gefährdet Jobs: so viele Arbeitslose wie lange nicht mehr
Generell ist es um die deutsche Wirtschaft gerade nicht allzu gut bestellt. Für 2024 prophezeit der internationale Währungsfonds Deutschland nur ein Wachstum von 0,2 Prozentpunkten und damit die schlechteste Wachstumsrate der westlichen G7-Industriestaaten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) schreibt.
Die vergleichsweise hohen Energiepreise seien laut dpa hauptverantwortlich dafür, dass die Chemie-Industrie haufenweise Stellen gekürzt hat. In der Automobilindustrie hätte man hingegen mit dem Umstieg auf Elektromobilität zu kämpfen. Erst kürzlich machte „Auto-Papst“ Ferdinand Dudenhöffer Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mitverantwortlich für die Gefährdung von über 1.000 Jobs in einem VW-Werk.
Die Auswirkungen der schwachen Konjunktur auf den Arbeitsmarkt werden besonders deutlich, wenn man sich die Zahl der Arbeitslosen und Menschen in Kurzarbeit anschaut. So habe man im Juni 2024 laut Focus 2,78 Millionen Menschen ohne Arbeit gezählt. So viele wie seit Dezember 2020 nicht mehr. Hinzu kommen 242.000 Menschen in Kurzarbeit, was im Vergleich zum letzten Jahr einen Anstieg um 75 Prozent bedeutet. Zeitgleich mangelt es an Fachkräften.
„Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest“: Weitere Arbeitslosenwellen trotzdem unwahrscheinlich
Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) ist auch das Geschäftsklima im Juli gesunken. Zum dritten Mal in Folge zeigt das wichtigste Konjunkturbarometer Deutschlands der dpa zufolge damit einen Rückgang an. Ifo-Präsident Clemens Fuest sagt deshalb: „Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest“.
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Eine Besserung ist wohl erstmal nicht in Sicht. Trotzdem sei vorerst keine weitere Welle von Arbeitslosen zu erwarten. Grund dafür ist der bereits angesprochene Fachkräftemangel. In vielen Branchen wird weiterhin händeringend nach Arbeitskräften gesucht (Viele Jobangebote in Voll-, Teilzeit oder als Minijob, findest Du auf RUHR24JOBS.de).
Arbeitsmarkt in Deutschland: Zuwanderer sorgen für Allzeithoch
Insgesamt verzeichnet man paradoxerweise derzeit sogar so viele sozialversicherungspflichtige Angestellte in Deutschland wie nie zuvor. Dies sei nach Angaben vom Focus aber ausschließlich auf Zuwanderer zurückzuführen. So hätten seit dem vergangenen Sommer 279.000 Zuwanderer von außerhalb der EU in Deutschland einen Job gefunden. 96.000 Deutsche „verloren“ im selben Zeitraum ihren Job. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) gibt an, dass die meisten davon in Rente gegangen sind.
Das im März 2024 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz scheint also Wirkung zu zeigen und den Fachkräftemangel sowie den demografischen Wandel in Deutschland zumindest etwas abzufedern. Außerdem liege die Arbeitslosenquote in Deutschland laut Focus lediglich bei 3,3 Prozent. Im EU-Vergleich rangiert man damit auf Platz vier hinter Spitzenreiter Tschechien (2,7 Prozent), Polen (3,0 Prozent) und dem Inselstaat Malta (3,1 Prozent).