- Die weltweite Nachfrage nach E-Autos wächst nur noch sehr langsam. Das folgt aus einer umfassenden Marktanalyse des Beratungsunternehmens EY.
- Als größtes Hindernis sehen Autofahrer eine unzureichende Ladeinfrastruktur – auch in Deutschland, gefolgt von Reichweitenbedenken und Batteriekosten.
- Der wichtigste Anreiz zum Kauf eines E-Autos sind steigende Benzinpreise. Umweltaspekte verlieren an Bedeutung. Die Offenheit für Autos aus China wächst.
Das Wachstum der weltweiten Nachfrage nach Elektroautos verlangsamt sich deutlich. Mögliche Käufer sehen vor allem eine unzureichende Reichweite von E-Autos und die Ladeinfrastruktur als Hindernis – auch in Deutschland. Das geht aus dem E-Auto-Jahresbericht des Beratungsunternehmens EY hervor. Der „EY Global Mobility Consumer Index“ basiert auf Antworten von 19.000 Befragten in 28 Ländern.
Weltweit ist die Kaufabsicht für Elektrofahrzeuge nur noch leicht gestiegen. Das Wachstum verlangsamt sich deutlich. Zwischen 2020 und 2023 war die Kaufabsicht noch von 30 auf 55 hochgeschnellt. In Deutschland bleiben Autokunden besonders skeptisch. Ihre Hauptsorge gelten dabei eher praktischen als wirtschaftlichen Fragen.
E-Autos: Ladesäulen, Reichweite, Kosten bremsen
Für 27 Prozent der Befragten ist die mangelnde Ladeinfrastruktur das größte Hindernis. 26 Prozent nennen die Furcht vor hohen Kosten beim Austausch von Batterien als Argument gegen ein E-Auto. Es folgen Bedenken zur Reichweite der E-Autos (25 Prozent) und langer Ladezeiten (18 Prozent).
Deutschland hat in den letzten Jahren zwar Fortschritte beim Ausbau der Ladestationen gemacht. Sie reichen aber noch nicht aus, um die stetig wachsende E-Auto-Flotte flächendeckend zu bedienen.
Steigende Benzinpreise helfen E-Auto-Nachfrage
Die hohen Kraftstoffpreise sind aktuell weltweit der wichtigste Anreiz für einen Umstieg auf Elektrofahrzeuge. 37 Prozent der Befragten nannten teurer Benzin und Diesel als Hauptgrund für den Kauf eines Elektroautos. Umweltaspekte verlieren dagegen an Bedeutung. Im Jahr 2021 gaben noch 49 Proze t der Verbraucher ökologische Motive für den Kauf eines E-Autos an. Dieser Anteil ist auf 34 Prozent gesunken.
Besonders in Deutschland spielen steigende Energiepreise eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Während Umweltaspekte in öffentlichen Diskussionen nach wie vor präsent sind, interessieren sich Autofahrer eher für den Kostenvergleich zwischen Kraftstoffen und Strom.
Auf diesen Zusammenhang hatte unlängst auch das Ifo-Institut hingewiesen. Statt Förderprämien oder anderer Subventionen, wie sie aktuell für elektrische Dienstfahrzeuge angedacht sind, wäre es besser, die Kraftstoffpreise über einen höheren CO2-Preis spürbarer steigen zu lassen, argumentierte Ifo-Ökonom Timo Wollmershäuser.
Offenheit für chinesische E-Autos nimmt zu
Weltweit entwickeln sich die Kaufabsichten für E-Autos sehr unterschiedlich. In den USA ging sie von 60 auf 50 Prozent zurück. Dagegen legte die Kaufbereitschaft in den meisten europäischen Ländern zu. In Großbritannien stieg die Kaufabsicht von 45 auf 56 Prozent sehr stark. Deutschland ist die grundsätzliche Bereitschaft, ein E-Auto zu kaufen im internationalen Vergleich sogar hoch. Sie stieg laut der EV-Erhebung leicht auf 59 Prozent der Verbraucher.
Chinesische Automarken gewinnen zunehmend Marktanteile, insbesondere in Europa. Zwischen 2019 und 2023 stieg der Anteil chinesischer Modelle an den europäischen E-Auto-Verkäufen von 0,4 auf acht Prozent. Allerdings scheint das Potenzial für chinesische Hersteller aktuell begrenzt. Nur zwölf Prozent der europäischen Verbraucher gaben an, dass sie eine chinesische Marke in Betracht ziehen würden. Ihr wichtigstes Motiv dafür ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. In Deutschland ist das Vertrauen in chinesische Marken vergleichsweise gering.
Vernetzte Fahrzeuge: Wichtig, aber oft zu teuer
Immer wichtiger für Verbraucher wird die Konnektivität von Fahrzeugen. In Deutschland zeigen Verbraucher ein starkes Interesse an vernetzten Technologien, insbesondere an Sicherheitsfunktionen und Navigationshilfen. Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie solche Technologien nutzen würden, wenn sie verfügbar sind. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Kosten für vernetzte Dienste. 49 Prozent der Befragten weltweit empfinden diese als zu teuer.
In Deutschland ist die Skepsis gegenüber den Kosten ebenfalls hoch. Hinzu kommen Bedenken zur Datensicherheit: 36 Prozent der Befragten weltweit äußerten Vorbehalte, ihre Daten zu teilen.