Trotz der späten Lehrstunde von LeBron James und der Niederlage gegen die USA fahren die deutschen Basketball-Weltmeister mit viel Selbstbewusstsein zu Olympia. Der Gegner um auch NBA-Star Steph Curry lässt mit seinen Aussagen tief blicken.
Mit einem dicken Lob von LeBron James höchstpersönlich im Gepäck bestiegen Anführer Dennis Schröder und die deutschen Basketball-Weltmeister den Zug nach Frankreich. Auf der 90 Minuten langen Fahrt in den Spielort Lille kreisten die Gedanken noch um die verlorene Generalprobe gegen die US-Superstars, die trotzdem viel Mut für die große Medaillenjagd gemacht hatte.
„Wir können viel Positives daraus ziehen. Und wir sehen, was man noch verbessern kann“, sagte Franz Wagner bei ProSieben nach der knappen 88:92 (41:48)-Niederlage im finalen Olympia-Test am Montagabend in London – und blickte fünf Tage vor Beginn der Mission Edelmetall auf die Spiele voraus: „Es wird jedes Spiel extrem schwierig. Ich freue mich einfach drauf.“
Andreas Obst (Deutschland) enteilt hier NBA-Superstar Stephen Curry (USA)
Vor dem Olympia-Auftakt am kommenden Samstag (13.30 Uhr) gegen Japan ist endgültig klar, dass das Team von Bundestrainer Gordon Herbert nicht einmal die größten aller Namen fürchten muss. Im dritten Viertel, als die Deutschen vor den Augen von Dirk Nowitzki teils brillant spielten und mit fünf Zählern führten, schien gar die Überraschung gegen die USA möglich.
LeBron James: Großartiges deutsches Team
Selbst beim „King“ hinterließen die Gold-Helden von Manila an diesem Abend gehörig Eindruck. „Wir wurden von einem großartigen deutschen Team getestet – sie waren letztes Jahr Weltmeister, also war es ein guter Test für uns“, sagte der zweimalige Olympiasieger und NBA-Mega-Star der Los Angeles Lakers, der gegen die Deutschen mit 20 Punkten überragte und ihnen die Niederlage mit einer Gala im Schlussviertel fast im Alleingang zufügte.
Die zweite Niederlage im fünften Testspiel lieferte beim ultimativen Härtetest gegen den Goldfavoriten wichtige Erkenntnisse. Die Offensive läuft, Franz Wagner brillierte mit 18 Punkten.
Andreas Obst, im WM-Halbfinale 2023 der Albtraum der amerikanischen B-Auswahl, wurde sogar von seinem großen Vorbild Stephen Curry gepriesen: „Er kann gut werfen, drückt schnell ab. Er ist furchtlos und erfordert jederzeit deine Aufmerksamkeit“, sagte der mehrmalige NBA-Champion der Golden State Warriors mit gewisser Fassungslosigkeit.
Zur Erinnerung: Curry gilt als bester Dreierwerfer der NBA-Geschichte und hält die bedeutenden Rekorde. In der regulären Saison hat der Aufbauspieler 3747 Dreipunktewürfe verwandelt.
Obst sieht Schwachstellen – und kriegt Curry-Lob
Curry und James als US-Fahnenträger führen das Basketball-Aufgebot für die Olympischen Spiele an. Kreuzen sich auch dann wieder die Wege mit den Deutschen? Und sind die Würdigungen von LeBron und Curry mehr als nur warme und einlullendes Worte, sondern vielmehr Beleg dafür, längst die nächste Entwicklungsstufe gezündet zu haben?
Dreier-Schütze Obst, der auf 17 Punkte kam, attestierte der deutschen Mannschaft ein „gutes Spiel“, legte mit Blick auf Olympia aber auch den Finger in die Wunde. „Wir haben schon einiges liegen lassen. Die USA hatten einige leichte Punkte, die wir zu verschulden haben. Einige offene Würfe müssen wir treffen“, analysierte er. Solche Geschenke darf Herberts Mannschaft in den Gruppenspielen gegen die Japaner, Brasilien (30. Juli) und erneut französischen Gastgeber (2. August) nicht verteilen.
Problem Olympia-Eröffnungsfeier
Bevor es am Wochenende ernst wird, müssen Schröder und seine Mitspieler jedoch noch die vertrackte Angelegenheit mit der Eröffnungsfeier am Freitagabend (19.30 Uhr) klären. Da die Deutschen bereits am darauffolgenden Tag recht früh spielen und Lille rund 220 Kilometer entfernt liegt, ist die Logistik ein handfestes Problem.
„Die Feier gehört zum Besonderen der Olympischen Spiele, und wir wollen eigentlich alles mitnehmen“, sagte Franz Wagner: „Aber das Spiel ist eben schon früh am nächsten Tag. Wir müssen uns jetzt entscheiden, müssen das noch ausdiskutieren.“
Um dann im Turnier womöglich James und Co. vollends in die Knie zu zwingen.
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)