Das Märchen ist zu Ende: Die deutschen Basketballerinnen müssen bei den Olympischen Spielen in Paris ihre Sachen packen. Im Viertelfinale am Mittwoch (07.08.2024) war Gastgeber Frankreich einfach zu stark und setzte sich mit 84:71 (45:33) durch. Beim deutschen Team lief in der Offensive nicht viel zusammen. Nach der schlechtesten Turnierleistung bei den Spielen bleibt der nach der Vorrunde aufgekeimte Traum von der Medaille unerfüllt.
Lediglich zu Beginn konnte das deutsche Team das Spiel einigermaßen offenhalten, gegen Mitte des ersten Durchgangs kippte die Partie zu Gunsten der Weltranglisten-Siebten, die das Ganze mit einer hochkonzentrierten Leistung offensiv wie defensiv über die Bühne brachten.
Beste Akteurin bei Deutschland, das sich einfach zu viele Ballverluste (20) erlaubte, war Nyara Sabally, die nach zuletzt zwei verpassten Partien wegen einer im Auftaktspiel erlittenen leichten Gehirnerschütterung wieder mitwirken konnte. Sie kam auf 20 Punkte und 13 Rebounds. Bei Frankreich war Marine Johannes mit 24 Punkten die überragende Spielerin.
Deutschland verliert gegen aggressive Französinnen früh den Faden
Den ersten kleinen Teilerfolg erzielte Frankreich schon vor dem Spiel beim Abspielen der Hymnen. Knapp 12.000 Menschen auf den Rängen sangen inbrünstig die Marseillaise mit, gefolgt von “Allez les Bleus”-Rufen. Von Anfang an wurde klar, dass dies ein sehr körperbetontes Spiel werden würde. Die deutsche Kapitänin Marie Gülich musste nach einem Zusammenprall beim Blockstellen nach knapp 90 Sekunden mit schmerzverzerrten Gesicht auf die Bank und bekam erst einmal einen Eisbeutel gereicht. Für sie ging es wenig später aber weiter.
Beide Teams starteten unter den Augen der deutschen 3×3-Olympiasiegerinnen und Deutschland Basketball-Ikone Dirk Nowitzki mit einer gewissen Nervosität, Deutschland agierte in den ersten Minuten meist mit einem kleinen Vorsprung (5:2/13:10), der sogar noch größer als nur drei Punkte hätte ausfallen können, aber Satou Sabally wurde stark verteidigt und fand überhaupt nicht ins Spiel. Sie leistete sich in den ersten fünf Minuten gleich vier Ballverluste. Frankreich blieb dank zahlreicher Offensivrebounds sowie der besseren Intensität im Kampf um den Ball dran und zog schließlich vorbei (19:17).
Deutschland findet seinen Touch einfach nicht
Die Französinnen, die nicht den großen Star im Team haben, sondern mit mannschaftlicher Geschlossenheit agieren, waren in der Defensive giftig und erzwangen Fehler um Fehler bei der Auswahl von Bundestrainerin Lisa Thomaidis. Während Deutschland vorne nichts mehr traf, zogen die Gastgerinnen auf zehn Punkte davon (29:19). Sieben der zwölf Spielerinnen im Kader von Jean Aime Toupane waren schon beim Bronzegewinn vor drei Jahren in Tokio mit dabei, man merkte ihnen an, dass sie schon lange zusammenspielen.
Die Körpersprache bei “Les Bleus” war nun ein völlig andere, dazu wollten zahlreiche Würfe, selbst einfachste Korbleger, der Deutschen einfach nicht fallen und sprangen vom Ring wieder ins Feld. Den zweiten Ball sicherte sich in diesen Fällen – natürlich – Frankreich. So wuchs der Rückstand aus deutscher Sicht zeitweise auf 16 Punkte an (24:40). Bis zur Halbzeit konnte dieser zumindest auf zwölf Zähler minimal verringert werden.
Satou Sabally (l.) hatte mit der starken Verteidgung der Französinnen ihre Probleme.
Frankreich erstickt jede Hoffnung im Keim
Auch das dritte Viertel ging mit einem Fehlstart des deutschen Teams los. Zu einfache Ballverluste, Fehlwürfe und auch etwas Pech bei den Entscheidungen der Unparteiischen und der Rückstand wuchs auf 19 Punkte (33:52) an. Eine Serie von erfolgreichen Freiwürfen, eine der wenigen Sachen, die bei Sabally und Co. funktionierten, ließen die Differenz auf 13 Zähler schrumpfen. Doch Frankreich hatte immer wieder eine Antwort bereit, erstickte jede noch so kleine Hoffnung auf ein Comeback im Keim. Nach dem dritten Viertel hatten die Gastgeberinnen eine bessere Quote von der Dreilinie als Deutschland insgesamt aus dem Feld und ging mit einem 66:49 in die letzten zehn Minuten.
Dort konnten sie die Intensität etwas herunterfahren. Deutschland bäumte sich noch einmal auf, konnte den Rückstand zweieinhalb Minuten vor dem Ende auf neun Zähler verkürzen, das Wunder aber blieb aus. Somit endete die Olympia-Premiere mit einer herben Niederlagen.
Deutschland kann trotzdem stolz sein
Für Frankreich geht es nun im Halbfinale gegen Belgien. Der amtierende Europameister setzte sich in der Neuauflage des letztjährigen EM-Finals klar 79:66 gegen Spanien durch. Ebenfalls einen Platz sicher in der Vorschluss hat Australien, das Serbien mit 85:67 in die Schranken wies. Die Frauen aus Down Under müssen dort gegen die USA ran.
Die deutschen DBB-Frauen haben trotz des Ausscheidens in Paris ein tolles Turnier gespielt und vom Start weg begeistert. Direkt zum Auftakt gab es einen Statement-Sieg gegen Belgien (83:69), im nächsten Spiel wurde Japan – immerhin Silbermedaillengewinner von Tokio 2021 – auch mit einem zweistelligen Vorsprung geschlagen. Die Niederlage im “Bonusspiel” gegen die USA war für die Weltranglisten-19. gleichermaßen absehbar und verschmerzbar. Das K.o.-Spiel gegen Frankreich war schließlich eindeutig.
Hype mitnehmen zur EM und WM
Aber kein Grund traurig zu sein: Alleine die erstmalige Qualifikation für Olympia war ein Erfolg für den deutschen Frauen-Basketball – der souveräne Einzug ins olympische Viertelfinale ein echter Coup. Und dann war da ja auch noch das Sensationsgold der 3×3-Frauen, die erste Olympia-Medaille für den deutschen Basketball überhaupt. Auf dem Court an der Place de la Concorde standen mit Svenja Brunkhorst und Sonja Greinacher zwei Spielerinnen, die auch Anteil an der Quali der Hallen-Basketballerinnen hatten und bei diesen im Kader hätten stehen können, sich aber für eine der beiden Disziplinen entscheiden mussten.
Nun geht es für den DBB darum, diesen Schwung mitzunehmen und noch mehr Mädchen und junge Frauen für den Basketball-Sport zu begeistern. Dazu können sicherlich auch die anstehenden Großturniere beitragen. 2025 ist Deutschland Co-Gastgeber der EM, eine der Vorrundengruppen spielt in Hamburg. Ein Jahr später steht mit der Weltmeisterschaft in Berlin gleich das nächste Highlight auf dem Plan.