Nahezu alle 1300 Mitarbeiter müssen gehen

Nahezu alle 1300 Mitarbeiter müssen gehen

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Esprit gehörte einst zu den erfolgreichsten Modefirmen des Landes. Jetzt wird es weitgehend abgewickelt. © Sebastian Kahnert/dpa

Esprit-Filialen waren einst ein unverzichtbarer Teil jeder deutschen Einkaufsstraße. Das nun eingeleitete Insolvenzverfahren deutet auf eine umfangreiche Abwicklung der Marke hin.

Düsseldorf – Nun ist der Modehändler Esprit endgültig am Ende: Am 1. August wurde wie erwartet für die Esprit Europe GmbH sowie für sechs weitere Gesellschaften des einstigen Moderiesen eröffnet. Wie Esprit in einer Pressemitteilung zum Start des regulären Insolvenzverfahrens mitteilt, gebe es zwar zwei interessierte Investoren, mit denen Gespräch weitergeführt würden; in beiden Fällen gehe es aber lediglich um den Erwerb der Markenrechte. Für die Geschäfte der Marke Esprit bedeutet das im Wesentlichen das Ende.

Esprit ist insolvent – fast alle 1300 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

„Das eine der Erwerber-Konzepte zielt auf den Relaunch der Marke Esprit zu einem späteren Zeitpunkt. Das zweite sieht eine Betriebsfortführung in einem erheblich reduzierten Umfang vor“, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. „Je nach Ergebnis der Gespräche wird die Geschäftsführung deshalb gezwungen sein, die operativen Tätigkeiten in den deutschen Esprit-Gesellschaften ganz oder in weiten Teilen in den kommenden Monaten herunterzufahren.“

Die 1300 Mitarbeitenden wurden über die Lage informiert, man verhandele bereits mit den Betriebsräten über Sozialpläne, heißt es weiter. Ob am Ende überhaupt Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen behalten werden können, war noch unklar. Sicher ist jedoch, dass sich die allermeisten wohl nach einer neuen Stelle umschauen müssen. Medienberichten zufolge war höchstens von einer zweistelligen Zahl an Mitarbeitenden die Rede, die noch bleiben könnten. Höchstens zehn der 56 Filialen in Deutschland hätten demnach eine Zukunft – wenn überhaupt.

„Es war stets unser Ziel, dass die Esprit-Gesellschaften unter neuer Eigentümerschaft ihre Geschäfte fortführen können und so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben“, kommentiert Sanierungsgeschäftsführer Dr. Christian Gerloff laut Mitteilung. „Wir müssen jedoch leider feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld für den Modehandel nicht oder nur sehr begrenzt bereit sind, dieses unternehmerische Risiko einzugehen.“

Insolvenz von Esprit: Abwicklung hatte sich abgezeichnet

Dieses Szenario hatte sich seit einiger Zeit schon abgezeichnet. Eine Umfrage der Fachzeitschrift Textilwirtschaft (TW) ergab vor einer Woche, dass das Standing von Esprit im Handel erodiert ist. Mehrere befragte Modehäuser sagten dem Portal, dass sie Esprit nicht mehr führen oder bald nicht mehr führen werden. Der Geschäftsführer der Kaufring-Häuser in München sagte der TW: „Ich habe Esprit rausgeschmissen, als ich vor vier oder fünf Wochen erfuhr, dass meine im Februar georderte Ware nicht kommen wird“, so Magnus Versen.

Ein weiterer Modehaus-Geschäftsführer sagt dem Portal: „Die Ware für Frühjahr/Sommer wurde schon sehr holprig ausgeliefert, aktuell ist es eine klare Katastrophe“.

Einst gehörte Esprit zu den profitabelsten High-Street-Marken in Deutschland. Wie sich das gewandelt hat, zeigt auch ein Blick auf die Aktie des Unternehmens im Verlauf der vergangenen 20 Jahre. Während 2007 eine Esprit-Aktie noch 30 Euro wert war, ging es seitdem kontinuierlich bergab: 2010 war sie um 50 Prozent eingebrochen auf 15 Euro, ein Jahr später schon war sie gerade mal zwei Euro wert. Seitdem hat sie sich kaum erholt, heute ist eine Esprit-Aktie 1 Cent Wert. Man könnte auch sagen: wertlos.

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