Dabei haben viele Hersteller ihrer Unternehmenskommunikation zufolge inzwischen erkannt, wie wichtig Mode-Recycling ist. Fast alle Anbieter geben an, recycelte Fasern zu vernähen. Doch diese Kunstfasern bestehen so gut wie nie aus recycelter Kleidung, sondern zum Beispiel aus alten Plastikflaschen. Nach Angaben von Greenpeace wird auch Baumwolle aus alten T-Shirts und anderen Kleidungsstücken kaum wiederverwertet: Insgesamt bestünden weniger als ein Prozent aller Kleidungsstücke im Bereich Fast Fashion aus recycelten Textilfasern.
Die EU verhandelt aktuell eine erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien, die Unternehmen mehr in die Pflicht nehmen soll. Greenpeace hält die Entwürfe für zu schwach, auch deshalb sind die Aktivist*innen vorm Brandenburger Tor. Sie fordert, dass Modemarken für die Beseitigung von Umwelt- und Gesundheitsschäden in der gesamten Lieferkette haften und zu ihrer Vermeidung verpflichtet werden sollen.
Im Dezember 2023 hat die EU ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Ware beschlossen. Große Modehändler dürfen in Zukunft dann in der EU keine Bekleidung mehr zerstören. Heute landet neue Ware teilweise in Müllverbrennnungsanlagen. Für kleinere Händler gelten jedoch auch nach Eintreten der Verordnung Ausnahmen, für mittelgroße gibt es eine Übergangsfrist von sechs Jahren. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt ist, befürchten Experten, dass das Problem nur verlagert wird. Denn wenn die Ware hierzulande nicht mehr vernichtet werden darf, wird die Folge sein, dass noch mehr Textilmüll nach Ghana oder in andere Länder verschifft wird. „Es muss endlich weniger produziert werden”, sagt Wohlgemuth. „Keiner braucht diese Berge an Mode.“