Polens Wirtschaft wird laut Prognosen der Europäischen Kommission 2024 um 2,8 Prozent wachsen, für 2025 nimmt man sogar 3,4 Prozent an.
Deutschland hingegen wird mit nur 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum wesentlich schwächer eingestuft.
Besonders der private Konsum sowie EU-Mittel sind Treiber dieses Wachstums, das auch viel ausländisches Kapital anzieht.
Polen wird der Europäischen Kommission zufolge 2024 ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent erreichen. Das Land wächst jedoch ohnehin seit drei Jahrzehnten wesentlich schneller als Deutschland und der Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Den Prognosen nach wird dieser Erfolgstrend vorerst nicht abreißen. Sowohl Deutschland mit 0,1 Prozent als auch die EU mit 1,3 Prozent liegen in den Schätzungen für 2024 deutlich hinter dem osteuropäischen Land – woran liegt das?
Warum wird Polen solch ein Boom vorausgesagt?
Ökonom Paweł Tokarski von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) begründet dies damit, dass vor allem die aktive Konjunkturpolitik die Wirtschaft beflügele. Diese beinhalte etwa neue Sozialtransfers und kurbele so den Konsum der privaten Haushalte an, zitiert ihn die „BILD“.
Außerdem sorgen die an Polen gezahlten EU-Mittel aus dem Nationalen Aufbauplan (KPO) für Antrieb, wie die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) schreibt.
Jakub Rybacki, Leiter beim Makroökonomie-Team des Polnischen Wirtschaftsinstituts (PIE), sieht den Effekt dieses Instruments auch noch in das Jahr 2025 einfließen. Vorauszusehen sei dann auch ein Investitionsboom.
Verantwortlich für die Wiederaufnahme der zuvor seitens der EU ausgesetzten Zahlungen an Polen sind maßgeblich die Reformpläne des neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Dieser will die Rechtsstaatlichkeit aufbessern. Zuvor hatte die konservative PiS-Regierung umstrittene Justizreformen durchgesetzt. Die neuen Reformen könnten dem Land 137 Milliarden Euro einbringen, berichtet die „Tagesschau“.
Anziehungspunkt für Auslandsinvestitionen
Das Land befindet sich bereits seit mehreren Jahren unter den Top-20 Beziehern ausländischer Direktinvestitionen. Damit stach es zuletzt auch Deutschland um einige Standorte aus: Mercedes-Benz, aber auch Miele ließen sich mit Produktionen in Polen nieder.
Das Vertrauen ausländischer Unternehmer in das wirtschaftspolitische Handeln der Regierung ist in Polen groß. Mit über 87 Prozent hält eine deutliche Mehrheit dieses für positiv oder neutral. Neben der Wirtschafts- und Verwaltungspolitik wird auch die Infrastruktur- und Energiepolitik des Landes gelobt. Die Wirtschaft würde die jüngsten Entscheidungen der neuen Regierung positiv aufnehmen, schreibt auch Lars Gutheil, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK.
Die EU sorgt für Aufschwung, Deutschland lahmt
Was jedoch nicht vergessen werden darf, ist, dass Polen sich zunächst seit den frühen 90er Jahren und später seit seinem EU-Beitritt 2004 auf einem Liberalisierungs- und Demokratisierungskurs befindet. Deutschland befand sich zu jener Zeit bereits in wesentlich besseren Ausgangslagen, profitierte daher auch weniger von Basiseffekten, die etwa durch besonders niedrige Wirtschaftsleistungen ausgelöst werden. Zudem ist Polen nach wie vor ein ökonomisch deutlich ärmeres Land als Deutschland: Nach Daten des Internationalen Währungsfonds ist Deutschland mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (Pro-Kopf-BIP) von 54.290 US-Dollar (umgerechnet etwa 50.000 Euro) noch immer deutlich wohlhabender als Polen mit 23.010 US-Dollar (umgerechnet etwa 21.230 Euro).
fp