Mehr Kurzarbeit soll Stellenabbau verhindern

Mehr Kurzarbeit soll Stellenabbau verhindern

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Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise, auch 2025 steht bei vielen Unternehmen ein Stellenabbau bevor. Arbeitsminister Hubertus Heil will mit einem bewährten Prinzip gegensteuern.

Berlin – Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise – und das Land hat keine handlungsfähige Regierung. Stattdessen beginnt jetzt der Wahlkampf für die Neuwahlen am 23. Februar 2025. Wenig überraschend: Die Parteien fokussieren sich in ihren Wahlprogrammen auf die Wirtschaftspolitik und schlagen Maßnahmen vor, wie sie zu retten ist. Ökonomen zufolge ist allerdings noch kein großer Wurf dabei. Derweil versucht der noch amtierende Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) mit einer Verlängerung des Kurzarbeitergeldes einen großen Stellenabbau zu stoppen.

Hubertus Heil will Stellenabbau in Deutschland mit mehr Kurzarbeit verhindern

Mit mehr Kurzarbeit stemmt sich die Bundesregierung gegen die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland. Den Beschäftigten sollen ihre bedrohten Jobs gesichert werden. Den Unternehmen soll das Halten ihrer oft langjährigen bewährten Arbeitskräfte erleichtert werden. Das Bundeskabinett beschloss dazu eine Verlängerung der Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate (bislang waren es zwölf Monate).

Die Ministerrunde gab zwei Tage nach der Vertrauensfrage von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) somit noch grünes Licht für eine geräuschlos auf den Weg gekommene Verordnung von Bundesarbeitsminister Heil. Die Verordnung verändert geltendes Recht. Die Verordnung und somit die Verlängerung der Bezugsdauer gelten bis 31. Dezember 2025.

Heil wendet damit das Instrument an, das bereits während der Corona-Krise – stimuliert durch entsprechende Regelungen – tausende Jobs zu retten half: Kurzarbeit. Kurzarbeit bedeutet, dass alle oder nur ein Teil der Beschäftigten in einem Betrieb weniger Stunden arbeiten als sie normalerweise arbeiten müssten. Die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes durch die Agentur für Arbeit soll Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Kosten entlasten und Kündigungen verhindern. 

Deutlich mehr Menschen in Kurzarbeit: So viele wie seit Jahren nicht mehr

Heil verwies auf aktuelle große Herausforderungen in der Wirtschaft. Gerade Unternehmen in einem exportorientierten Land wie Deutschland hätten derzeit oft Probleme zu meistern. Heil: „Jetzt geht es darum, Fachkräfte zu sichern.“

In den vergangenen Wochen hat es einen deutlichen Anstieg der Kurzarbeit in Deutschland gegeben. Ziel der verlängerten Bezugsdauer ist es, Betrieben in schwierigen Zeiten mehr Planungssicherheit zu geben. Vor allem die erfahrenen und eingearbeiteten Beschäftigten sollen gehalten werden können, hieß es seitens des Arbeitsressorts.

Im September 2024 lag die Zahl der Kurzarbeitenden nach vorläufigen Daten laut Ministerium bei rund 268.000. Das sind 76 Prozent mehr als im Vorjahr – und fast dreimal so viele wie im September 2022. 

Deutsche Wirtschaft in der Krise: Der Maschinenbau ist besonders betroffen

Das verarbeitende Gewerbe zeigt demnach derzeit den stärksten Einsatz von Kurzarbeit, wo allein im August 143.000 Beschäftigte betroffen waren. Schwerpunkte lagen im Maschinenbau, in der Herstellung von Metallerzeugnissen, von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie in der Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen.

Arbeitsminister Hubertus Heil war jüngst mit Betriebsratschefin Daniela Cavallo bei Volkswagen. © Ronny Hartmann/dpa

Heil sagte: „Mit der Verlängerung des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes bauen wir Brücken: für Betriebe, große wie kleine, um gestärkt aus der Krise zu kommen, und für Beschäftigte, um ihre Arbeit zu halten.“ Zusätzlich stehe mit dem Qualifizierungsgeld ein Instrument zur Verfügung, das die Modernisierung der Unternehmen unterstützen könne. Dieses Instrument dient dazu, Arbeit und Weiterbildung zu finanzieren. Heil sagte, dies sei immer besser als Arbeitslosigkeit zu bezahlen.

In Corona-Zeiten hat das Kurzarbeitergeld viele Jobs gerettet

Während der Corona-Krise waren ganze Bereiche plötzlich vom Auftragsmangel betroffen. In der Gastronomie, dem Messebau oder der gesamten Kultur- und Freizeitwirtschaft herrschte quasi von einem Tag auf den anderen eine Open-End-Flaute. In vielen Branchen gingen ganze Belegschaften auf Kurzarbeit. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten stieg auf bis zu rund sechs Millionen in der Hochphase der Corona-Pandemie – und nahm dann zunächst stark ab. Auch staatliche Corona-Zuschüsse halfen damals. 

Immer wieder wurden Kurzarbeit-Regelungen verlängert, mit abgesenkten Beschäftigten-Quoten, die von Arbeitsausfall betroffen sein müssen, bevor Kurzarbeit greifen kann. „Kurzarbeit bleibt weiter eine stabile Brücke über ein tiefes wirtschaftliches Tal“, sagte Heil bereits damals. 

Das Kurzarbeitergeld richtet sich nach dem Nettoentgeltausfall. Faustregel: 60 Prozent des ausgefallenen pauschalierten Nettoentgelts bekommt die oder der Beschäftigte. Zu bedenken ist für die Betroffenen neben dem reduzierten Einkommen, ob es eventuelle Kürzungen bei der Urlaubsvergütung oder später Steuernachzahlungen geben kann. (wal/dpa)

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