Lothar Matthäus nimmt in seiner Kolumne den ersten Auftritt des FC Bayern in der neuen Bundesliga-Saison unter die Lupe. Der Sky Experte betont, dass nach dem Abgang von Matthijs de Ligt ein Abwehrchef fehlt. Einen neuen Innenverteidiger würde er dennoch nicht mehr verpflichten.
Der FC Bayern ist mit einem Sieg in die neue Saison gestartet. Auch wenn dieser am Ende etwas holprig war, zählen letztlich die drei Punkte. Auch die anderen Top-Teams wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder RB Leipzig hatten am ersten Spieltag ihre Probleme. Das ist ganz normal zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison nach einer Europameisterschaft.
Die Defensive ist und bleibt die Achillesferse des FC Bayern. Matthijs de Ligt hat man abgegeben, obwohl er in den letzten zwei Jahren der Stabilste war. Er war der Abwehrchef. Nun sind die Bayern wieder auf der Suche nach einem Nachfolger für David Alaba. Für mich ist das ein Armutszeugnis, dass dieser Leader fehlt. Wir reden hier schließlich vom FC Bayern. Alle Innenverteidiger, die gerade im Bayern-Kader stehen, haben erst einmal mit sich selbst zu tun. Ein Leader muss mit sich im Klaren sein, er muss von der Mannschaft anerkannt werden. Natürlich sind die Fehler von Min-jae Kim und Dayot Upamecano auch in der Kabine ein Thema. Der Klub hat Großes vor und jetzt geht es wieder so weiter wie es in der vergangenen Saison aufgehört hat.
“Viele schütteln deshalb nur den Kopf”
Wenn de Ligt nicht verkauft worden wäre, hätte ich jetzt als FC Bayern kein Kopfzerbrechen. Ich schätze ihn aber wahrscheinlich anders ein als die Verantwortlichen. Das ist eine Entscheidung, die man akzeptieren muss. Viele – auch in der Mannschaft – schütteln deshalb aber nur den Kopf. Denn die Spieler wissen auch, dass sie in der Defensive wackeln. Und dann wird der für viele beste Abwehrspieler verkauft.
Für Kim ist es gar nicht möglich, so zu spielen wie in Neapel. Sie haben in der Defensive ganz anders agiert, als es die Bayern tun. Ich möchte Kim nicht zu nahe treten, aber er hat einfach nicht das klare, schnelle Passspiel mit einer gewissen Sicherheit gepaart, die es braucht. Das hat mir bei ihm von Anfang an nicht gefallen. Bei ihm hoppelt der Ball. Das ist nicht das, was ich auf höchstem Niveau erwarte, das ist nicht Bayern München. Auch die Zweikampfstärke, die er in Neapel noch hatte, besitzt er im Moment nicht.
“Unverständlich, dass man an Goretzka zweifelt”
Die Innenverteidiger von Dortmund und Leverkusen wirken zurzeit stabiler als die des FC Bayern. Jonathan Tah oder einen anderen neuen Innenverteidiger würde ich trotz der Defensivprobleme nun aber dennoch nicht verpflichten. Der FC Bayern hat mit Kim, Upamecano, Eric Dier, Hiroki Ito und Josip Stanisic fünf Spieler, die diese Position spielen können. Wenn man jetzt noch einen dazu holt, hätte man einen zu viel.
Auch Leon Goretzka hat zuletzt im Testspiel gegen Grasshopper Club Zürich in der Innenverteidigung gespielt. Er ist aber ein ausgebildeter Achter, ein Box-to-Box-Spieler. Klar kann man einen Spieler umschulen. Ich sage auch nicht, dass Goretzka diese Position nicht gut ausfüllen kann. Wenn er bleibt und die Probleme in der Innenverteidigung weiter Bestand haben, wäre er sicherlich eine Alternative, über die man nachdenken muss. Für mich ist es unverständlich, dass man als FC Bayern an einem wie Goretzka zweifelt. Ich kenne ihn als Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich etwas zu Schulden kommen lassen hat.
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