„Es geht nicht darum, wo uns KI in Zukunft ersetzen kann, sondern wo wir wollen, dass sie es tut“, sagt eine Expertin für den Arbeitsmarkt. Sie hat ein Buch dazu geschrieben.
„Arbeit wird sich durch Künstliche Intelligenz (KI) total verändern und das kann richtig gut werden“, sagt Sara Weber. Sie hat das Buch „Das kann doch jemand anderes machen!“ geschrieben, in dem sie die Chancen von KI beleuchtet. Es sei ihr wichtig, dass sie die Debatte ändere, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
Anstatt immer nur auf die Risiken und ängstlich zu schauen, welche Jobs KI ersetzen wird, sollten wir uns fragen, ob uns KI „die Chance gibt, sinnvoller zu arbeiten und Bullshitjobs loszuwerden“. Denn das sei das Gute an KI, dass sie besser als wir große Datenmengen sortieren könne. Dass sie uns helfen könne, „langweilige, sinnlose oder repetitive Aufgaben zu automatisieren“.
KI auf dem Arbeitsmarkt kann „gefährlichen Trend stoppen“
„Es gibt eine ganze Liste von Berufen, die von vielen Menschen, die sie ausführen, als sinnlos betrachtet werden. Knapp die Hälfte der Erwerbstätigen wünscht sich weniger sinnlose Aufgaben in ihrem Job“, sagt Weber, die sich seit Jahren mit der Zukunft der Arbeitswelt beschäftigt. „Vieles davon kann auch KI übernehmen.“
Die Sorge, dass Jobs wegfallen, sei dabei eher nachrangig. „Es wird nicht auf einmal dank KI keine Ärzte mehr geben. Aber wenn KI ihnen den lästigen Papierkram abnimmt, haben sie wieder mehr Zeit für ihre Patienten.“
Aktuell sei es auf dem Arbeitsmarkt so, dass Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gerne unterstellt werde, dass sie selbst daran schuld seien, wenn sie ausgebrannt sind. „Ein gefährlicher Trend, den wir stoppen sollten. Dass Menschen ausbrennen, liegt an chronischer Überlastung und auch daran, dass sie das Gefühl haben, sie verschwenden ihre Zeit mit sinnlosen Aufgaben“, sagt Weber. KI könnte hier ebenso helfen, wie sie in der Therapie Rassismus bekämpfen könnte.
Expertin nennt „kritischen Punkt“ bei KI auf dem Arbeitsmarkt
Eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds von 2022 zeigt, dass sich 40 Prozent der Beschäftigten durch die Digitalisierung ihrer Tätigkeit sogar stärker belastet fühlen. Droht so etwas nicht auch bei KI? „Das ist der kritische Punkt“, antwortet Weber. „Wir müssen uns fragen, wo uns Technologie wirklich entlastet und wo nicht.“
In vielen Unternehmen werde Technologie eingesetzt, ohne wirklich die Belastung der Mitarbeitenden in den Blick zu nehmen. Zum Beispiel Videocalls, die während der Pandemie hilfreich waren, heute jedoch viel Zeit und Energie wegnehmen und nur selten produktiv seien.
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Wir müssen uns fragen, bei welchen Jobs wir nicht wollen, dass KI sie erledigt (zum Beispiel Drehbuchautoren, darüber entbrannte in Hollywood 2023 ein Streit) oder Pflegekräfte, sagt Weber. Gleichzeitig müssen wir uns natürlich auch mit den Gefahren von KI auseinandersetzen: Damit, wer die Daten für KI säubere, wer sie auswähle, was mit den meist weniger privilegierten und von Diskriminierung betroffenen Menschen passiere, die tatsächlich durch KI ihre Jobs verlieren könnten.
Der AI Act der EU sei ein guter Anfang. Sie habe ihr Buch geschrieben, weil sie möchte, dass „wir so schnell wie möglich auf allen Ebenen über diese Dinge sprechen und eine positive Zukunftsvision entwickeln“, sagt Weber BuzzFeed News Deutschland. „Es geht nicht darum, wo uns KI in Zukunft ersetzen kann, sondern wo wir wollen, dass sie es tut. Das müssen wir ausdiskutieren.“