KARMA: The Dark World Gamescom Vorschau – Wenn der Observer nach Ost-Deutschland kommt – Cerealkillerz

KARMA: The Dark World Gamescom Vorschau – Wenn der Observer nach Ost-Deutschland kommt – Cerealkillerz

Stellt euch vor: Ostdeutschland, 1984. Mitten im Kalten Krieg. Alle leiden unter dem Konflikt – außer der Leviathan Corporation. Tatsächlich hat die Leviathan Corporation die Kontrolle über so ziemlich alles: Was ihr seht, welche Arbeit ihr macht, sogar, was ihr esst. Und wenn es nach ihnen geht, seid ihr damit vollkommen zufrieden. Falls nicht, dann werdet ihr es noch sein. Denn wehe dem, der das nicht ist und „verbotene“ Gedanken hegt. Da wird einfach ein Roam Agent vom Thought Investigation Team losgeschickt, um das mal zu „untersuchen“, wenn ihr versteht, was ich meine. Ja, so wird man direkt in die Welt von Karma: The Dark World geholt, was eine Art Spagat aus Control und Twin Peaks versucht. Entwickelt wird das Ganze interessanterweise in China bei Pollard Studio und wir konnten uns ungefähr eine Stunde mit dem Creative Director und dem Spiel im Hands-On auf der Gamescom hinsetzen.

Düstere Studio über einen inneren Konflikt

Daniel ist also so ein Roam Agent. In der Demo von etwa dreißig Minuten durfte ich Daniel kennenlernen, während er in das Gehirn eines Mannes eindrang, dessen Bein angeblich von einem Monster abgerissen wurde. Zumindest behauptet er das. Als Roam Agent könnt ihr das leicht nachprüfen. Also, los geht’s: Die schicke Matrix-artige Kopfhörer aufsetzen und abtauchen. Schnell zeigt sich, dass der Befragte eine Menge innere Dämonen mit sich herumträgt. Was eine einfache Simulation eines Schreibtischjobs sein sollte, entpuppt sich als psychologischer Albtraum. Also setze ich meine ersten Schritte in das verdrehte Gedankenbild meines Verhörten, während mir erklärt wird, worum es in der Demo geht. Es liegt an mir, herauszufinden, ob die Aussage des Amputierten stimmt und eigentlich gibt es da kaum Zweifel. Die Umgebung lässt wenig der Fantasie über und wirft schnell eine psychologische Horror-Trope nach der anderen auf meinen vorgegebenen Weg. Leider konnte ich sie oft nicht genau erkennen, wegen der unglücklichen Lichtreflektionen in der Koelnmesse. Aber mit Hilfe meiner Assistentin kam ich schon weiter.

Beklemmende Korridore, die gelegentlich endlos erscheinen, Umgebungsrätsel, die mir aus Zeitgründen erklärt wurden, visuelle Täuschungen und natürlich ein Monster, das beinraubende Monster, dem ich mehr als einmal entkommen musste, was mir nicht immer gelang. Aber das gab mir einige Male die Gelegenheit, das Kreaturendesign zu schätzen. Überlasst es China, verdrehte Kreaturen zu erdenken, die auf den ersten Blick abscheulich wirken, aber tief in ihrem Inneren mehr Bedeutung haben, als man denkt. KARMA: The Dark World scheint jedoch mehr zu bieten, als man vielleicht erwartet. Natürlich ist es ein psychologisches Horrorspiel und eine Fiktion, aber durch die Geschichte, die euch präsentiert wird, versucht Pollard Studio auch, uns etwas zu sagen. Dystopisch oder nicht, die Umgebung könnte einigen doch näher ans Herz gehen, als man denkt. Besonders eine spezifische Szene in meiner Demo, in der ich „verpflichtet“ wurde, einen nie endenden Stapel Dokumente zu stempeln, spielt mit der Idee des Widerstands. Wie lange kann man euch damit beschäftigen? Stempel ins Tintenfass, aufs Papier, Papier zur Seite legen. Immer wieder. Nein, nein! Nicht zwei Papiere hintereinander ohne neue Tinte, sonst ist der Chef enttäuscht und ihr müsst quasi gezwungenermaßen ein wenig blaue Medizin schlucken, um wieder scharf und aufmerksam zu werden. Wie lange haltet ihr das durch? Wann sagt ihr nein?

Es ist natürlich ein Konzept, das schon oft verwendet wurde, diese ganze „kämpft gegen das System“-Rhetorik in Spielen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das endlose Stempeln von Papieren in einem First-Person-Spiel auch nicht zu hundert Prozent neu ist. Aber im Fall von KARMA: The Dark World war es doch sehr wirkungsvoll. Das und die Flut an optischen und mentalen Herausforderungen, die das Spiel euch durchlaufen lassen will. Aber gut, letztendlich entscheiden wir selbst, ob wir uns dieser psychologischen Folter unterziehen. Es ist nicht so, dass die Leviathan Corporation uns dazu zwingt. Oder darf ich das überhaupt fragen? Was Pollard Studio mit KARMA: The Dark World macht, ist nicht unbedingt einzigartig, aber eines ist sicher: Was ich bisher gesehen habe, macht Lust auf mehr. Ich bin sowieso ein Fan von psychologischem Horror, in dem optische Täuschungen die Sinne überreizen und KARMA scheint davon eine Menge zu bieten. Die Idee des „Brain Diving“ war in Cyberpunk und Observer schon ziemlich interessant, aber KARMA: The Dark World geht da noch einen Schritt weiter. Stellt euch eine Kombination aus den Brain Dives aus Cyberpunk und der Atmosphäre von The Evil Within vor. Leider müssen wir noch eine Weile darauf warten, aber mit etwas Glück könnt ihr beim nächsten Steam Next Fest im Oktober auch mal in das Gehirn eines anderen eintauchen. Also seid nicht traurig, denn das darf man offiziell nicht von der Leviathan Corporation.

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