Jetzt fallen 200 Jobs beim Maschinenbauer weg

Jetzt fallen 200 Jobs beim Maschinenbauer weg

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Bereits im April musste ein Traditionsunternehmen in Deutschland die Insolvenz anmelden. Nun steht fest, dass etwa 200 Arbeitsplätze verloren gehen.

Heilbronn – Die Pleitewelle in Deutschland kommt nicht zum Stehen. Da sind die Insolvenzen eines Branchenprimus am Bau, eines Druckerei-Traditionsunternehmens und eines Traditionsherstellers im Matratzen- und Betten-Segment nur die aktuellsten Beispiele.

Deutscher Weltmarktführer ist insolvent: Finanzielle Schieflage sorgte für Pleite von Traditionsunternehmen

Derweil scheint der insolvente deutsche Maschinenbauer Illig aus Heilbronn bereits einen Schritt weiter zu sein. Die Insolvenz des Weltmarktführers auf seinem Gebiet hatte im April bereits für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt und hohe Wellen in der Branche geschlagen. Das insolvente Traditionsunternehmen zählt zu den sogenannten Hidden Champions in Deutschland, also jenen Firmen, die zu den Weltmarktführern gehören.

Im Falle von Illig, das Adolf Illig 1946 in seiner eigenen Garage gründete, hat sich das Traditionsunternehmen im Maschinenbau auf Verpackungen und Thermoformen spezialisiert und auf dem gesamten Globus einen Namen gemacht. Die meisten Kunden des Kunststoffherstellers stammen aus der Lebensmittelindustrie.

Weltmarktführer meldet Insolvenz an: 550 Angestellte von der Pleite des Maschinenbauers betroffen

Die Schwierigkeiten für den Maschinenbauer begannen bereits während der Corona-Pandemie, damals gerieten die Heilbronner in die finanzielle Schieflage, von der sich der insolvente Weltmarktführer nie ganz erholte. Auch, weil die EU den Kunststoffverpackungen den Kampf angesagt hat. Deshalb sah sich das Unternehmen genötigt, beim Amtsgericht einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stellen. Diesem gab das Gericht am 9. April statt.

Einer der Weltmarktführer für Verpackungen und Thermoformen kommt aus Deutschland. Doch aufgrund der Auftragslage muss das Traditionsunternehmen aus Heilbronn in das Insolvenzverfahren. (Symbolbild) © Klaus-Dietmar Gabbert

Bisher blieb allerdings offen, was mit den 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des insolventen Maschinenbauers in Zukunft passieren soll. Nun kommt offenbar aber Bewegung in die Angelegenheit. Allerdings wohl nicht zum Guten, da sich die Belegschaft auf harte Einschnitte gefasst machen muss, sobald das Insolvenz in Eigenverwaltung vollzogen ist.

Deutscher Maschinenbauer insolvent: 200 von 550 Angestellten verlieren aufgrund der Pleite wohl den Job

Dieses befinde sich nach eigenen Angaben auf einem guten Weg, da sich die Investorensuche „auf der Zielgeraden“ befinde. Das teilte der Traditionsmaschinenbauer in einer eigenen Pressemitteilung am Freitag (12. Juli) mit. Weniger gut gestalten sich dabei die Aussichten für einen Teil der Belegschaft.

Rund 200 Jobs will die insolvente Maschinenbaufirma über einen Sozialplan in allen Unternehmensbereichen abbauen. Das erklärten die Geschäftsführer Carsten Strenger und Jürgen Lochner zusammen mit dem vom Gericht als Sachverwalter eingesetzten Rechtsanwalt Tibor Braun. Der Plan sieht offenbar vor, dass die Betroffenen bereits im August in eine Transfergesellschaft übersiedeln sollen. Auch die Angestellten sollen bereits bei einer Informationsveranstaltung über die kommenden Schritte informiert worden sein.

Weltmarktführer meldet Insolvenz an: Investorensuche läuft auf vollen Touren

Die Suche nach Investoren lief seit dem eingeleiteten Insolvenzverfahren am 1. Juli offenbar auf Hochtouren. Nach Informationen des Business Insider soll es wohl verschiedene Favoriten gegeben haben, die Interesse daran gezeigt hatten, Illig aus der finanziellen Schieflage zu helfen. Darüber hinaus sollen die namentlich nicht genannten Finanzinvestoren und eine regionale Investorengruppe laut mehreren übereinstimmenden Quellen aufgefordert gewesen sein, ihre Angebote für das Traditionsunternehmen abzugeben. Der Maschinenbauer äußerte sich selbst nicht. Auf Anfrage des Business Insider erklärte ein Sprecher: „Zur Art und Anzahl der Interessenten äußert sich Illig nicht.“

Somit ist die Zukunft des Unternehmens weiterhin nicht endgültig geklärt. Sicher ist nur, dass sich Illig trotz der möglichen Rettung zu mehreren Unternehmen einreiht, die in diesem Jahr Insolvenz anmelden mussten.

Deutscher Maschinenbauer zählt zu vielen Insolvenzen im Jahr 2024

Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Experte Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.

Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können. Doch übermäßige Regulierung, hohe Energiepreise und Steuern, mangelhafte Infrastruktur und unzuverlässige Förderprogramme bremsen die erforderliche Transformation. Deutschland ist aktuell zu träge. Das zeigt sich in den wachsenden Insolvenzzahlen.“ Genau daran scheint der insolvente Weltmarktführer gerade zu arbeiten, auch wenn dabei leider rund 200 Jobs auf der Strecke bleiben.

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