Auch wenn beim „Bavarian Ninja“ in Elbach für Bernhard Schwarz trotz Top-Zeit in der Vorrunde Schluss war: Der 40-jährige Hobby-Kletterer entdeckte die neue Sportart für sich und schaffte es in der TV-Show „Ninja Warrior Germany“ bis ins Halbfinale. 2025 will er wieder antreten – und sogar in der Bundesliga starten.
Irschenberg/Elbach – Im Privatfernsehen wird mit Superlativen ebenso wenig gespart wie mit Werbung. So gesehen wäre es keine Überraschung gewesen, einen Starter in der spektakulären Show „Ninja Warrior“ als „Mann aus Stahl“ zu bezeichnen. Nun, dies ist bei Bernhard Schwarz aus Irschenberg (40) trotz seiner Halbfinalteilnahme nicht passiert. Dabei wäre es ausgerechnet bei ihm sogar keine Übertreibung gewesen: Schwarz trägt tatsächlich Metall in seinem Körper.
Irschenberger auf Rangliste 34
„Ich hab Titanplatten und Spax im Gesicht“, sagt der Irschenberger trocken. Die Spuren eines schweren Kletterunfalls im Mai 2005, als er 18 Meter in die Tiefe stürzte und auf blankem Fels aufschlug. „Ein Flüchtigkeitsfehler beim Knoten“, erzählt der Vater von zwei Söhnen (9 und 11), der einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb mit zehn Mitarbeitern führt. Er erholte sich und klettert auch heute noch.
Doch seit seiner spontanen Teilnahme beim „Bavarian Ninja“ im Rahmen der Elbacher Festwoche im Juli 2023 hat er ein neues Hobby: Ninja Sport. Und das betreibt er nicht nur im TV-Studio äußerst erfolgreich, sondern auch bei echten Wettkämpfen. 2025 will der Irschenberger, der aktuell auf Platz 34 der Rangliste für Deutschland, Österreich und die Schweiz steht, in der 1. Bundesliga starten. Ein Novum im noch jungen Sport, der nicht zuletzt dank der RTL-Show erst vor wenigen Jahren so richtig populär wurde.
Niederlage bei Bavarian Ninja in Elbach
Auch Schwarz kannte den Wettbewerb, in dem es gilt, einen mit Hindernissen gespickten Parcours wahlweise allein gegen die Uhr oder im Duell mit einem Gegner möglichst schnell zu durchlaufen, zunächst aus dem Fernsehen. In der Kletterhalle Stuntwerk in Rosenheim probierte er den dortigen Ninja-Bereich ein paar Mal zum Spaß aus. Im Vergleich zum Bouldern oder Seilklettern fehlte ihm aber irgendwie die Motivation. Das änderte sich, als er gefragt wurde, ob er denn nicht für das Team i-Rock Irschenberg beim Bavarian Ninja-Event im Elbacher Gaufestzelt an den Start gehen wolle. Er als Kletterer sei doch für einen Hindernislauf, bei dem es nicht zuletzt vor allem auf Armkraft und Körperspannung ankommt, prädestiniert.
Schwarz sagte zu – und wurde prompt zum tragischen Held des Abends. Denn obwohl er im Einzel die mit Abstand schnellste Zeit hinlegte, schied er in der Vorrunde aus: Seine Teammitglieder stellten sich beim gemeinsamen Sackhüpfen derart ungeschickt an, dass es in der Addition nicht für ein Weiterkommen reichte. Zwar musste sich Schwarz den Rest des Abends über einen Nachschub an Kaltgetränken keine Sorgen mehr machen: „Ich wurde ständig eingeladen, weil es allen so leid getan hat“, erzählt er. Doch sportlich gesehen sei die Niederlage umso bitterer gewesen.
Bewerbung für TV-Show
Mit ein paar Tagen Abstand entfaltete diese aber dann genau die Motivation, die dem Kletterer in Sachen Ninja vorher gefehlt hat. Er begann, regelmäßig zu trainieren, kam immer mehr in der stetig wachsenden Community an. Seine Frau war es letztlich dann, die ihn zu einer Bewerbung bei der Fernsehshow überredete. Schwarz kämpfte sich durch ein zehnseitiges Formular und reichte ein kurzes Video ein. Wenige Wochen später kam die Zusage.
Gemessen an den jährlich mehr als 20 000 Bewerbern, von denen es nur 230 in die Show schaffen, ein großer Erfolg. Schwarz vermutet, dass nicht zuletzt sein vergleichsweise hohes Alter und sein „gesetztes“ Leben mit Familie und eigenem Betrieb das Castingteam überzeugt hat. „Die wollen nicht nur 20-jährige Sportstudenten haben“, vermutet er. Mindestens genauso sehr dürfte aber seine Teilnehme beim Bavarian Ninja in Elbach gezogen haben. „Ein wahnsinnig toll organisiertes Event“, schwärmt der 40-Jährige. Dies hätte ihm nicht zuletzt sogar der deutschlandweit tätige Parcoursbauer bestätigt.
Irschenberger will in Ninja-Bundesliga antreten
Dass ein Auftritt vor einem Millionenpublikum im Fernsehen dann doch noch mal eine andere Größenordnung ist, erlebte Schwarz dann bei der Aufzeichnung der Shows in den RTL-Studios in Köln. In zwei Wochen im April war alles im Kasten. Seine Aufregung hatte der Irschenberger gut im Griff und schaffte es mit der richtigen Mischung aus Geschick, Schnelligkeit und Kraft prompt bis ins Halbfinale. Dort scheiterte er dann aber am neuen Hindernis „Hufeisen-Sprung“. Das habe ihn dann doch ein bisschen gewurmt, meint Schwarz, der es schon gern ins Finale geschafft hätte. Doch wie schon in Elbach nahm er auch dieses Ausscheiden als Ansporn und reichte seine Bewerbung für die neue Staffel ein. Gut leben konnte er auch mit einem optischen Vergleich mit einem bekannten TV-Satiriker, den die Fernsehkommentatoren bei Schwarz‘ Lauf anstellten: „Sieht der nicht aus wie Jan Böhmermann?“
An eine Zweitkarriere als Doppelgänger denkt Schwarz deshalb nicht. Dafür will er seine Ninja-Aktivitäten in Richtung Wettkampf ausweiten und professionalisieren. So wird er 2025 verstärkt bei Events der neuen Bundesliga antreten, kündigt der Irschenberger an. Dreimal pro Woche trainiert er dafür im Stuntwerk Rosenheim. Dass sich der Einsatz auszahlt, zeigt ein Blick auf die offizielle Rangliste des deutschsprachigen Raums: Da liegt Schwarz aktuell auf einem starken 34. Platz. Mehr Mann aus Stahl als Böhmermann.
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