Eine landesweite Hotelgruppe ist gezwungen, Insolvenz zu beantragen. Die Gruppe betreibt Hotels an 50 Standorten im Land mit insgesamt 5800 Zimmern. Die Zukunft ist nun ungewiss.
Mannheim – In Deutschland hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auch im dritten Quartal des Jahres erhöht. Besonders besorgniserregend: Es gehen nun auch immer mehr Großunternehmen pleite. Wie aus dem Insolvenzreport der Unternehmensberatung Falkensteg hervorgeht, mussten im dritten Quartal 2024 insgesamt 45 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz anmelden, was nahezu dem Vorquartalswert von 46 entspricht und leicht unter dem Vorjahreszeitraum von 48 Anträgen liegt.
Im Vergleich zum Fünf-Jahres-Durchschnitt von 35 Insolvenzen pro Quartal liegt die aktuelle Zahl um 28 Prozent höher. Die Neunmonatszahlen unterstreichen diesen Trend mit einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar 27 Prozent im Fünfjahresvergleich.
Hotel-Kette Achat Hotels ist insolvent: 1300 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
In diese traurige Statistik einreihen muss sich nun auch die deutsche Hotel-Kette Achat Hotels. Am Donnerstag (28. November) stellte das Unternehmen in Mannheim einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung. Der Rechtsanwalt Thomas Rittmeister aus Mannheim wird als Sachverwalter eingesetzt, wie das Gericht informiert. Für Rittmeister ist es scheinbar eine besonders interessante Woche: Erst am Mittwoch wurde er von einem Gericht in Frankfurt als Insolvenzverwalter für die Tupperware Deutschland GmbH eingesetzt, die nun ebenfalls ins Insolvenzverfahren geht.
Achat Hotels hat Standorte im ganzen Bundesgebiet, verstärkt aber im Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt und Mannheim. Dort befindet sich auch der Hauptsitz des Unternehmens. Achat Hotels betreibt auch ein Hotel in Budapest (Ungarn). Nach eigenen Angaben kommt die Kette so auf über 5800 Zimmer an 50 Standorten. Die Zahl der Mitarbeitenden beziffert sie auf 1300.
Das Unternehmen selbst hat sich noch nicht zu dem Insolvenzverfahren geäußert. Die Gründe für die finanzielle Schieflage sind daher nicht bekannt – der Hotel- und Gastrobranche geht es eigentlich vergleichsweise gut. So sind die Umsätze im Gasgewerbe laut Statistischem Bundesamt 2023 und 2024 wieder im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 gestiegen, nachdem es durch die Corona-Pandemie zu starken Einbrüchen bis ins Jahr 2022 kam. Auch die Übernachtungszahlen sind nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) wieder auf dem Vorkrisenniveau.
Insolvenz von Achat Hotels kein Einzelfall: Andere Wirtschaftszweige sind schwer getroffen
Anders sieht die Lage derweil in anderen Wirtschaftszweigen aus. Besonders hart getroffen ist die Autoindustrie und ihre Zulieferer sowie die Bauindustrie. Wie Falkensteg im Insolvenzreport berichtet, ist mittlerweile jede sechste Großinsolvenz ein Autozulieferer. „Auch die Metallwarenherstellung und die Immobilienbranche sind mit jeweils sechs Insolvenzen stark betroffen. Obwohl der Immobiliensektor im zweiten Quartal eine leichte Entspannung verzeichnete, kämpft die Branche weiterhin mit erheblichen Liquiditätsengpässen“, heißt es im Bericht.
„Das Ampel-Aus hat ein Vakuum hinterlassen, während neue Hiobsbotschaften von Donald Trump Europa erreichen – eine Kombination, die das Verbrauchervertrauen in den freien Fall schickt“, so Studienautor Jonas Eckhardt. Ferner werden 2025 zusätzliche Belastungen, sei es durch die Erhöhung der CO₂-Steuer auf Kraftstoffe, steigende Versicherungsprämien oder zunehmende Energiekosten noch größere Löcher in die Haushaltskasse reißen. „Größere Anschaffungen? Fehlanzeige, denn es fehlt an Planungssicherheit. Stattdessen halten die Konsumenten ihr Geld lieber fest umklammert und auch die Unternehmen schieben ihre Investitionen auf die lange Bank. Es herrscht eine Atmosphäre des Abwartens“, erklärt Jonas Eckhardt.
Das könnte die ohnehin angespannte Situation für viele Zulieferer- und Handelsunternehmen weiter verschärfen. „Wir werden bei den Großinsolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich den Rekordwert von 180 Fällen erreichen – ein Niveau, das wir zuletzt während der Coronakrise 2020 gesehen haben“, schätzt Restrukturierungsexperte Eckhardt.