Im exklusiven Sky Interview spricht Granit Xhaka über die Defensivprobleme von Bayer 04 Leverkusen und blickt auf das anstehende Topspiel gegen den FC Bayern. Zudem lobt der Schweizer Vincent Kompany und äußert sich zum Druck auf die Werkself nach der Double-Saison.
Sky: Granit Xhaka, Sie haben am vergangenen Wochenende mit 4:3 gegen den VfL Wolfsburg gewonnen. Danach gab es von Ihnen deutliche Worte, weil die Defensivleistung nicht so gut war. Wie wichtig ist es, sich auch nach Niederlagen hinzustellen und zu sagen, wenn mal was nicht so in Ordnung war an dem Tag?
Granit Xhaka: “Das Wichtigste ist, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben, aber es gibt einfach wichtige Sachen, die man klar ansprechen muss und die momentan einfach nicht gut genug sind. Wir bekommen zu viele Gegentore. Wenn man sich anschaut, wie viele Gegentore wir in der gesamten vergangenen Spielzeit bekommen haben und das mit der aktuellen Saison vergleichen, sieht man, dass wir jetzt schon die Hälfte der Gegentore aus der Vorsaison bekommen haben. Das darf uns nicht so einfach passieren und darum ging es mir konkret. Wir wissen, dass wir uns in diesem Bereich verbessern müssen und das werden wir hoffentlich auch bald.”
Sky: Wenn man ein bisschen genauer reinschaut, woran liegt das? Sie trainieren jeden Tag und merken ja auch, dass defensiv noch nicht alles rund läuft. Was ist Ihrer Meinung nach der springende Punkt in der Defensivarbeit?
Xhaka: “Wir bekommen die Gegentore aktuell zu einfach und schaffen es nicht, die Basics gegen den Ball auf den Rasen zu bringen und diesen einen Schritt mehr zu machen als der Gegner. Auf diesem Niveau wirst du dafür sofort bestraft und das hat man gegen Wolfsburg, aber auch im Heimspiel gegen Leipzig gesehen. Zwei Heimspiele und sechs Gegentore? Das darf uns einfach nicht passieren und daran müssen wir arbeiten.”
“Überzeugt, dass wir weiterhin gewinnen werden”
Sky: Der Trainer – Xabi Alonso – hat auch gesagt, dass er die Mannschaft noch nicht bei 100 Prozent sieht vom Leistungsniveau her. Er glaubt aber natürlich daran, dass Sie da noch hinkommen können. Macht er irgendetwas anders im Training, bemängelt er auch die Defensivarbeit und schaut so ein bisschen genauer da drauf?
Xhaka: “Xabi sieht natürlich, was wir gut und was wir weniger gut machen. Er analysiert die Trainingseinheiten und Spiele. Wenn einer weiß, was besser werden muss, dann ist es der Trainer. Es ist gut, dass wir Spieler auch selbst merken, dass wir noch nicht ganz da sind, wo wir in der vergangenen Saison waren. Ich finde aber, dass das ganz normal ist. Wir sind erst am Anfang der Saison und haben noch sehr viele Spiele vor uns. Klar: Die Belastung und der Druck sind komplett anders als in der vergangenen Saison, aber ich bin davon überzeugt, dass wir auch weiterhin unsere Spiele gewinnen werden, wenn wir defensiv besser stehen. Von unserer Offensive weiß jeder, dass sie zwei oder drei Tore pro Spiel schießen kann.”
Sky: Am Wochenende haben Sie ein schweres Spiel vor der Brust, über das sich wohl jeder Fußballer freuen darf – auswärts beim FC Bayern München (Samstag, ab 17:30 Uhr/ LIVE bei Sky). Es gibt leichtere Auswärtsspiele, welche Chancen räumen Sie ihrer Mannschaft da ein?
Xhaka: “Das ist ein Champions-League-Gegner. So hat der Trainer es uns heute gesagt. Wir wissen natürlich, wie viel Potenzial die Bayern haben und welche neuen Ideen mit dem neuen Trainer – Vincent Kompany – auch in ihr Spiel kommen. Wir haben ihre Spiele natürlich analysiert und man sieht schon, dass vieles sehr gut funktioniert. Fast jeder Schuss ist ein Tor bei ihnen. Die Offensive ist sehr stark und in der Defensive bekommen sie weniger Gegentore. Es ist auf jeden Fall ein Spitzenspiel angesagt und wir sind bereit dafür.”
Sky: Sie haben in der letzten Saison die Meisterschaft gewonnen und den Pokal geholt. Das sind eigentlich Titel, die die Bayern sehr gerne regelmäßig gewinnen. Wie man die Bayern kennt, würden die sich die Titel gerne zurückholen. Ist der Druck für Sie größer, weil Sie jetzt die Gejagten sind?
Xhaka: “Der Druck ist nicht unbedingt größer, sondern anders. Wenn man Meister und Pokalsieger wird, müsste der Druck auf unserer Seite natürlich ein bisschen höher sein, aber ich habe das Gefühl, dass wir mit dem Druck sehr gut umgehen können und die Erfahrung dafür haben. Auch die jungen Spieler ziehen da sehr gut mit. Ein Spiel in München gegen die Bayern ist immer etwas Spezielles und darauf freuen wir uns.”
“Wollen Bayern ein bisschen ärgern”
Sky: Es sind zumindest in der Bundesliga erst vier Saisonspiele absolviert. Welche Saisonziele sehen Sie in dieser Saison für Bayer 04 Leverkusen als realistisch an?
Xhaka: “Wir wollen so lange wie möglich oben mitspielen! Klar haben wir intern unsere Ziele, aber nach außen ist es wieder etwas anderes. Mit dem Motto “von Spiel zu Spiel schauen” sind wir im vergangenen Jahr sehr gut vorangekommen und werden auch in diesem Jahr mit diesem Motto gehen. Wir haben so einen Block von drei bis vier Spielen, den der Trainer immer anspricht. Jetzt heißt der nächste Schritt Bayern München und wir wollen sie – genau wie in der letzten Saison – ein bisschen ärgern.”
Sky: Zum Schluss noch eine Frage zu Ihrer Position auf der Doppelsechs. Sie haben letztes Mal neben Aleix Garcia gespielt, manchmal auch neben Robert Andrich, nun ist auch Exequiel Palacios wieder zurück, die Konkurrenz ist groß. Es gibt Experten, die sagen, wenn Sie mit Garcia spielen, stehen zwei Spielertypen auf dem Platz, die sich sehr ähnlich sind. Wie sehen Sie das, mit wem spielen Sie am liebsten, was machen Sie da aus auf der Position?
Xhaka: “Jeder Spieler hat positive und negative Aspekte – gute wie schlechte. Konkurrenzkampf tut einem nur gut und durch diesen wird man nur besser. Ich persönlich auf jeden Fall und ich hoffe auch die anderen Spieler. Ich habe keinen Lieblingsmitspieler auf der Position, sondern ich probiere – egal wen ich neben mir habe – an meine Grenzen zu gehen. Wir wollen immer miteinander auftreten, viel kommunizieren und uns auf dem Platz helfen. Ich glaube, dass wir alle vier auf dieser Position viele positive Eigenschaften mitbringen und voneinander profitieren. Ich bin davon überzeugt, dass alle Jungs noch wichtig sein werden und wir von Zeit zu Zeit immer besser harmonieren.”
Das Interview führte Marlon Irlbacher
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