Torschütze Ndoye ist nach dem Spiel gefragt.Bild: keystone
Lange wurde es von den Nati-Fans herbeigesehnt, das Duell zwischen der Schweiz und Deutschland. Im dritten Spiel der EM-Vorrunde schnuppert die Schweiz lange an der Sensation, kurz vor Schluss köpft Füllkrug Deutschland aber doch noch zum Gruppensieg. Doch der Auftritt der Nati macht Mut.
Schon vor der Partie gegen Deutschland war der Schweizer Nati die Qualifikation für den Achtelfinal praktisch sicher. Im Duell mit dem Nachbarn ging es also «nur» noch um den Gruppensieg. Für die Schweiz hatte die Partie aber auch symbolischen Charakter, denn der letzte Sieg in einem Pflichtspiel gegen Deutschland liegt 86 Jahre zurück. An der WM 1938 in Frankreich konnten die Schweizer den Deutschen zum letzten Mal die Suppe versalzen.
Und nach der heutigen Partie, die aufgrund der langen Durststrecke von vielen als «das Spiel des Jahres» bezeichnet wurde, steht fest: das Warten geht weiter. Die Schweiz zeigte zwar einen starken Auftritt, musste aber denkbar spät den Auslgeich hinnehmen.
Wieder eine Überraschung in der Startelf
Murat Yakin griff für den Knaller zwischen der Schweiz und Deutschland wieder in die Trickkiste. Dass Embolo, falls er fit genug ist, von Anfang an spielen wird, war kein Geheimnis. Dass aber Fabian Rieder auflaufen wird, kam doch eher überraschend. Der 22-Jährige, der an der WM in Katar zum letzten Mal in der Startaufstellung stand, hat mit seinem Verein Stade Rennes eine schwierige Saison hinter sich. Shaqiri, der in der letzten Partie von Anfang an mittun durfte, und dies dem Trainer mit dem 1:1-Ausgleichstreffer dankte, blieb auf der Bank.
Trainer Yakin unterhält sich während eines Spielunterbruchs mit Captain Xhaka.Bild: keystone
Die Schweiz startete mutig in die Partie, versteckte sich trotz des auf dem Papier deutlich überlegenen Gegners nicht. Doch schon in der 15. Minute musste sich Yann Sommer ein erstes Mal geschlagen geben. Oder doch nicht? Die Wiederholung des Treffers liess wohl nicht nur die Nati, sondern die gesamte Schweiz aufatmen. Denn: Aebischer wurde vor dem Treffer gefoult, das Tor zählte nicht.
Deutschland war nun endgültig im Spiel angekommen, installierte sich immer wieder vor dem Schweizer Strafraum und drückte auf den Führungstreffer. Doch dann kam die Stunde des Dan Ndoye. Der 23-Jährige, der mit Bologna eine ansprechende Saison gezeigt hat, fiel bereits in den letzten Vorrundenspielen der Schweizer positiv auf. Immer wieder hatte er über die Seite für Gefahr gesorgt, kam auch zu Abschlüssen. Doch sein erster Treffer im Dress der Schweizer Nati wollte einfach nicht fallen.
Ausgerechnet gegen Deutschland platzte schliesslich der Knoten. Xhaka spielte einen Pass in die Tiefe auf Freuler, dieser brachte den Ball per Kopf ins Zentrum, Dan Ndoye stand goldrichtig, zeigte keine Nerven und brachte die Schweiz in Führung. Was für ein Start in die Partie!
Das 1:0 von Dan Ndoye:
Video: SRF
Deutschland wirkte nach dem Schweizer Treffer, der quasi aus dem Nichts kam, verunsichert, fand aber schnell wieder den Tritt und sorgte vor dem Schweizer Tor immer wieder für Gefahr. Breel Embolo, der im dritten Gruppenspiel in die Startaufstellung aufgerückt war, schaffte es in der ersten Halbzeit nicht, Murat Yakins Erwartungen an ihn zu erfüllen. Im Gegenteil: Zwei mal ging einem deutschen Angriff ein haarsträubender Fehlpass Embolos voraus. Trotz viel Verkehr vor Yann Sommer konnte die Schweiz die Führung in die erste Pause retten. Deutschland hatte zwar mehr vom Spiel, die Schweiz glänzte aber für einmal mit einer erstaunlichen Effizienz.
Mutige Wechsel Yakins
Die Pause, von den Schweizern herbeigesehnt, wirkte Wunder. Die Nati kam munter aus der Kabine und Embolo, der auch in der zweiten Halbzeit Yakins Vertrauen erhielt, vermochte nun positive Akzente zu setzen. Ein richtiger Spielfluss wollte in der zweiten Halbzeit aber lange nicht aufkommen, viele Unterbrüche, verursacht durch Auswechslungen und Fouls, erstickten die Spiellaune im Keim.
Die beiden Einwechslungen in der 75. Minute zeigten deutlich, auf wie viel Klasse Deutschland auf seiner Bank zurückgreifen kann. Für Florian Wirtz und Jamal Musiala, über den fast jede deutsche Aktion gelaufen war, kamen Niclas Füllkrug und Leroy Sané. Zuvor hatte auch Yakin gewechselt und mit Vargas, Amdouni und Duah neue Offensivpower gebracht und damit angedeutet, dass die Schweiz trotz der Führung nicht im Sinn hatte, zu mauern.
In der DFB-Elf lief sehr viel über Musiala.Bild: keystone
Insbesondere Ndoye, der auf der Seite unermüdlich seine Kilometer abspulte, war anzusehen, dass er mittlerweile auf dem Zahnfleisch lief. Und dann passiert es schon wieder. Deutschland drückt auf den Ausgleich, installiert sich vor dem Schweizer Tor. Aber plötzlich taucht Vargas alleine vor Neuer und trifft! Doch wie bereits in der Partie gegen Schottland stand Vargas auch heute im Abseits.
Und dann begann es, das Zittern, das Hoffen, das Träumen von der Sensation. Nur noch zwei Minuten musste die Nati dem gezündeten Offensivfeuerwerk der Deutschen standhalten. Doch es kam so, wie es wohl kommen musste: In der 92. Minute war es Niclas Füllkrug, der Knipser par excellence, der mitten ins Schweizer Herz traf und Deutschland per Kopf einen Punkt rettete.
Füllkrug schiesst Deutschland kurz vor Schluss zum Gruppensieg. Video: SRF
Trotz des späten Ausgleichstreffers setzte die Nati mit einem beherzten Auftritt ein Ausrufezeichen. Mit dem Unentschieden sicherte sich Deutschland den Gruppensieg, die Schweiz landete auf Platz zwei. Im Achtelfinal bekommt es die Schweiz nun mit dem Zweitplatzierten aus der Gruppe B zu tun. Nach den morgigen Partien (21 Uhr) weiss die Schweiz, ob sie auf Italien, Kroatien oder Albanien trifft. Mit dem Auftritt gegen Deutschland hat die Nati aber gezeigt, dass sie es, wenn sie denn einen guten Tag erwischt, mit jedem Gegner aufnehmen kann.
Das war der Liveticker:
Warum ist diese Spiel für uns Schweizer so wichtig? watson-Sportchef Ralf Meile erklärt es:
Shaqiri tüpft wie ein Gott – und die Kommentatoren so
Video: watson
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