Die deutschen Vizeweltmeister legen bei der Eishockey-WM einen eindrucksvollen Neustart hin. Nach zwei herben Pleiten spielt sich das Team in einen Rausch.
Völlig losgelöst rauschten Rückkehrer Nico Sturm und Co. von einem Treffer zum nächsten, die deutschen Fans feierten zu Peter Schillings Super-Hit “Major Tom” eine kaum enden wollende Torparty. Deutschlands Vizeweltmeister haben bei der Eishockey-WM in Tschechien mit einer Galavorstellung einen eindrucksvollen Neustart hingelegt. Beim 8:1 (2:0, 5:1, 1:0) gegen Lettland zeigte die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis die Qualitäten, die sie beim Silbercoup im Vorjahr ausgezeichnet hatten.
“Besser hätte es nicht laufen können”, sagte NHL-Angreifer Sturm, der wegen einer Knieverletzung die vorangegangenen Niederlagen verpasst hatte, bei Pro7. Kreis sah es bei MagentaSport ähnlich. “Das waren stabile 60 Minuten. Das freut mich”, resümierte der Coach, der seiner Mannschaft am Donnerstag einen freien Tag in Aussicht stellte: “Das kann sehr gut sein.”
Die deutsche Mannschaft, die zuletzt zwei 1:6-Pleiten gegen die Titelanwärter USA und Schweden hatte verdauen müssen, liegt nun klar auf Viertelfinalkurs. Zwei Siege aus den letzten drei Vorrundenspielen in der Gruppe B würden bereits zum Weiterkommen reichen.
Sturm in neuer Rolle
Schweiz-Legionär Dominik Kahun (6.), die Berliner Wissmann (19.) und Leo Pföderl (21.), der Straubinger Parker Tuomie (23.), NHL-Stürmer John-Jason Peterka (26., 36.), der künftige Mannheimer Marc Michaelis (31.) und Sturm (45.) sorgten vor 8652 Zuschauern – darunter etwa 1000 deutsche Fans – in Ostrava mit ihren Toren für den höchsten WM-Sieg der Auswahl des DEB seit 19 Jahren. Immer wieder dröhnte “Völlig losgelöst” aus den Lautsprechern.
Markuss Komuls (40.) erzielte den Ehrentreffer für den Überraschungs-Bronzemedaillengewinner aus dem Vorjahr. Nächster Gegner ist am Freitag (16.20 Uhr) Kasachstan. Danach folgen Aufsteiger Polen und Frankreich.
Sturm kehrte in neuer Rolle zurück: Nicht wie beim 6:4 gegen die Slowakei als Center der defensiven vierten Sturmreihe, sondern als Mittelstürmer der Offensivformation mit Kahun und Frederik Tiffels schickte Kreis den 29-Jährigen aufs Eis.
“Oh, wie ist das schön”
Auch NHL-Debütant Maksymilian Szuber gab nach Verletzungspause sein Comeback und rückte in der Verteidigung wieder an die Seite des Kapitäns Moritz Müller. Im Tor erhielt wieder NHL-Goalie Philipp Grubauer den Vorzug, auf der Gegenseite stand dagegen der DEL-Vizemeister Kristers Gudlevkis, der am Dienstag beim 2:0 gegen Kasachstan ohne Gegentreffer geblieben war, zwischen den Pfosten.
Deutschland begann sehr engagiert und wurde mit der frühen Führung durch Kahun belohnt – dem ersten deutschen Turniertor im ersten Drittel. Sturms Mitwirken machte sich gleich positiv bemerkbar, als er sich vor dem Treffer den Puck an der Bande erkämpfte.
Wissmann, der alle vier lettischen Feldspieler austanzte und wie ein Torjäger vollendete, erhöhte. Im Mitteldrittel schlug dann auch die bisherige Topreihe zu: Pföderl, der schon im DEL-Finale mit Berlin viermal gegen Gudlevskis getroffen hatte, erzielte sein drittes Tor, Yasin Ehliz verbuchte seinen fünften Assist. Nach Tuomies 4:0 war der Arbeitstag für den Bremerhavener Goalie beendet.
Auch im Schlussdrittel ließ die deutsche Mannschaft nicht locker. “Oh, wie ist das schön” sangen die mitgereisten Fans aus Deutschland, während ihr Team das Geschehen weiter unter Kontrolle hatte.
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