Deutsche Bank senkt Wachstumsprognose für Deutschland schon wieder und warnt sogar vor einer „vollständigen Stagnation”

Deutsche Bank senkt Wachstumsprognose für Deutschland schon wieder und warnt sogar vor einer „vollständigen Stagnation”

Deutsche Bank senkt die Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft. Ein Grund ist die Schwäche der Industrie.
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  • Die Deutsche Bank hat ihre Konjunkturprognose für Deutschland von 0,3 auf 0,2 Prozent  Wachstum in diesem Jahr schon wieder gesenkt.
  • Sie warnt sogar vor dem Risiko einer vollständigen Stagnation.
  • Sorgenkind bleibt die Industrie. Der private Verbrauch enttäusche angesichts des starken Wachstums der Realeinkommen.

„Der Konjunkturaufschwung macht Sommerpause.“ Als Robin Winkler den dritten Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas in Folge kommentierte, klang es noch fast trotzig optimistisch. Wenig später zog der Deutschland-Chefökonom der Deutschen Bank aber Konsequenzen. Als erste wichtige Adresse senkte die Deutsche Bank ihre Konjunkturprognose schon wieder. Sie nahm die Prognose zwar nur leicht von 0,3 auf 0,2 Prozent Wachstum 2024 zurück. Die wirklich schlechte Nachricht folgte im nächsten Satz: „Die Risiken sind jedoch in Richtung einer vollständigen Stagnation verschoben.“

„Vollständige Stagnation“. Das ist der Abgesang auf die zarten Frühlingsgefühle, die in der Wirtschaft seit Jahresanfang aufgekommen waren. Im ersten Quartal war die Wirtschaft überraschend um 0,2 Prozent gewachsen. Kräftig steigende Realeinkommen versprachen einen mehr Konsum. Der deutsche Exportüberschuss erreichte Vor-Krisen-Rekorde. Sogar die Industrie signalisierte vorsichtig Entwarnung. Reihenweise hoben Ökonomen ihre Prognosen an. Auch die Deutsche Bank.

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Nun das böse Erwachen. „Die Daten für das zweite und dritte Quartal deuten darauf hin, dass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland über den Sommer an Schwung verloren hat“, schreibt die Deutsche Bank Research. Die Industrie leide unter den schwachen Investitionen. „Die Erholung der weltweiten Nachfrage ist mit wachsenden Abwärtsrisiken behaftet“. Und der Hoffnungsträger Konsum? „Der private Verbrauch bleibt angesichts des starken Wachstums der Realeinkommen enttäuschend,“ schreibt Winkler. Die Deutschen trauen sich (noch) nicht, ihr Geld auszugeben. Sie sparen es lieber.

„Insgesamt sind die jüngsten Daten und die globalen Aussichten nicht gut genug, um unsere aktuelle Wachstumsprognose für 2024 zu stützen“, stellt die Deutsche Bank ernüchtert fest. „Wir gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist und diese Wachstumsrate auch für den Rest des Jahres beibehalten wird“.

Deutsche Industrie weiterhin angeschlagen

Aus allen Indikatoren steche die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes hervor. Die Ökonomen verweisen dabei auf die wichtige Umfragen bei Einkaufsmanagern. Der daraus errechnete Index hatte sich im Frühjahr ebenfalls erholt – nur um im Sommer wieder zurückzufallen. Die Produktion gehe zurück und es gebe weniger Aufträge. „Mit anderen Worten, die Schwäche ist ausschließlich nachfragebedingt“. Und sie kommt aus dem Inland, „während die Exportaufträge robuster waren“.

Auf der Wirtschaft laste zudem eine „zunehmende wirtschaftspolitische Unsicherheit im In- und Ausland“. „Die Haushaltsverhandlungen der deutschen Regierung waren lärmend, und das angekündigte Wachstumspaket führte eher zu weiteren politischen Debatten als zu neuen Impulsen“. Im Ausland nähmen die Risiken im Zusammenhang mit den US-Präsidentschaftswahlen zu. „Das US-Wachstum hat wahrscheinlich seinen Höhepunkt erreicht, und das chinesische Wachstum hat sich seit Anfang des Jahres verlangsamt.“ Das sieht nicht gut aus.

Hoffnung Konsum? Muss sich erst noch beweisen

Bleibt die Hoffnung auf den privaten Verbrauch. Die Inflation dürfte 2023 nur 2,2 Prozent ausmachen, die Tariflöhne aber um 5,7 Prozent steigen. Die Reallöhne nehmen damit um etwa 3,5 Prozent zu. Doch der Konsum ziehe nur langsam an und das Verbrauchervertrauen verbessere sich nur sehr langsam und sei immer noch geringer als vor der Pandemie. Die Anschaffungsneigung ist weiterhin besonders schwach, die Sparquote dagegen hoch.

„Angesichts der starken Zuwächse bei den real verfügbaren Einkommen bleiben wir zumindest vorsichtig optimistisch, was eine Belebung des privaten Verbrauchs in der zweiten Jahreshälfte angeht“, schreibt die Deutsche Bank. Ob dieser Optimismus trägt, würden aber erst die kommenden Monate zeigen.

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