Der Goldpreis steigt. Aber wie ist eigentlich das Gold in der Welt verteilt. Die USA besitzen weltweit die größten Goldreserven. Gleich dahinter folgt Deutschland auf Rang zwei.
Zum größten Goldkäufer ist im ersten Halbjahr 2024 aber die Türkei geworden. Am meisten Gold verkauft haben die Philippinen.
Hier sind die spannendsten Gold-Ranglisten – und die wichtigsten Gründe für die Entwicklungen dahinter.
Die Türkei ist zum größten Goldkäufer der Welt aufgestiegen. Im ersten Halbjahr 2024 habe die Türkei insgesamt 44,7 Tonnen Gold gekauft, errechnete der Finanzdienstleister BestBrokers. Die Türkei löste damit Indien und China als größte Goldkäufer ab. Indien kaufte 37,2 Tonnen und China mit 28,9 Tonnen Gold.
Hinter dem Goldrausch der Türkei stehen mehrere Gründe. Zum einen verdeutlichen die Käufe die wachsende Bedeutung von Gold als strategischer Vermögenswert für Staaten. Dies gilt besonders für Schwellenländer und ambitionierte Volkswirtschaften wie die Türkei, die sich nicht dem von den USA dominierten „Westen“ zuordnen lassen. Die größten Goldkäufer Türkei, Indien und China eint der Wunsch, unabhängiger vom US-Dollar zu werden.
Die Türkei hat gerade erst auch die Aufnahme in die von China und Russland dominierte Staatengruppe Brics beantragt. Brics steht für die großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die Gruppe wächst und versteht sich ebenfalls als Gegengewicht zum Westen. Eine wichtige Rolle spielt für Brics der Aufbau von Finanzinstitutionen, die unabhängig vom US-Dollar sind. Eine Rolle spielen auch die Sanktionen westlicher Länder gegen Russland. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine sperrten viele Länder Russlands Devisenreserven in US-Dollar und Euro. Auch dies erhöhe die Attraktivität von Gold, sagte der Chefstratege des World Gold Councils, John Reade dem Handelsblatt.
Bei der Türkei spielt aber auch der Wertverlust der Landeswährung Lira eine Rolle. Die Lira hat zum US-Dollar und zum Euro stark an Wert verloren und gehört seit langem zu den schwächsten Währungen der Welt. Die Türkei leidet zudem unter einer extrem hohen Inflation. Die Teuerung hatte auf dem Höhepunkt 80 Prozent betragen. Aktuell steigen die Preise in der Türkei immer noch mit einer Jahresrate von 52 Prozent. Als Reaktion auf die Geldentwertung legen viele Unternehmen, Institutionen und auch Privatleute aus der Türkei Vermögen in Gold an.
Goldpreis: Positiver Ausblick
Auf dem Weltmarkt ist der Goldpreis seit Jahresbeginn um etwa 22 Prozent gestiegen. Zuletzt hat er sich bei rund 2.500 Dollar je Feinunze stabilisiert. Die DZ Bank hält nach einer Zeit eher stabiler Goldpreise bis Mitte 2025 einen Anstieg auf 2.800 Dollar für möglich. Ein Haupttreiber des Goldpreises seien Zentralbanken, die seit Jahren große Mengen Gold kaufen. Auch die DZ Bank hebt hier Schwellenländern hervor, die ihre Unabhängigkeit vom Dollar stärken wollen. Diese Tendenz werde durch die aktuellen geopolitischen Spannungen, Konflikte und Kriege noch verstärkt.
Diese Länder besitzen die höchsten Goldreserven
Während die Türkei im Goldmarkt als aktivster Käufer auftritt, besitzen die USA und direkt danach Deutschland weltweit das meiste Gold. Allein die USA besitzen über 8.130 Tonnen Gold. Es lagert größtenteils in der Festung Fort Knox. Deutschland folgt mit einem Bestand von 3.351 Tonnen. Auf den folgenden Plätzen rangieren. Italien und Frankreich.
Diese Länder haben am meisten Gold verkauft
Am meisten Gold verlauften im ersten Halbjahr die Philippinen. Das Land allein gab fast 2500 Tonnen Gold ab. Es folgen mit Thailand, Usbekistan, der Mongolei und Singapur weitere asiatische Länder.
In den Philippinen ist die Zentralbank laut BestBrokers verpflichtet, lokal abgebautes Gold zu kaufen und damit die große Zahl der Kleinschürfer im Land zu unterstützen. Sie bezahlt die Goldkäufe in der Landeswährung Peso. 2023 stiegen die Goldreserven des Landes um 1,3 Tonnen. Seit Januar habe die Zentralbank aber fast 25 Tonnen verkauft, so dass die Goldbestände auf 134 Tonnen gesunken seien.
Diese Länder verzichten komplett auf Goldreserven
Es gibt auch Länder, die komplett auf Gold als Reserveanlage verzichten. Dazu gehört mit Kanada auch eines der größten Goldförderländer der Welt. Große Führende Minenkonzerne wie Barrick Gold, Agnico Eagle und Kinross haben ihren Sitz in Kanada. Die Zentralbank hält Gold aber nicht für einen so liquiden Vermögenswert wie beispielsweise US-Schatzpapiere. Als viertgrößter Goldproduzent der Welt förderte Kanada 2023 über 191 Tonnen Gold und behielt keine einzige Unze in seinen Reserven.
Ein anderes Land ohne nennenswerte Goldreserven ist Norwegen. Während der Besatzung durch Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg evakuierte Norwegen 50 Tonnen Gold mit Lastwagen, Zügen und Schiffen nach Großbritannien und in die USA. Das Gold wurde zur Finanzierung der Exilregierung und des norwegischen Widerstands verwendet. 1987 kamen zehn Tonnen Goldmünzen zurück nach Norwegen. 2004 gab die Zentralbank bekannt, dass sie ihre Goldbestände weitgehend verkaufen würde.