Stand: 30.08.2024 17:30 Uhr
Der international gelobte Horrorfilm “Cuckoo” des gebürtigen Leipzigers Tilman Singer strotzt vor visuellen Einfällen, hat eine eigene Handschrift und verweist auch an große Horrorfilme. Er folgt der Heldin Gretchen (Hunter Schafer) durch eine Odyssee in einer Heilklinik.
Hunter Schafer glänzt in ihrer ersten Kino-Hauptrolle als Tochter einer Patchworkfamilie, die aus gesundheitlichen Gründen in ein Ressort in den deutschen Alpen zieht, das weit abgelegen von anderen Orten in einem grünen Tal liegt. Bestimmt nicht zufällig hat der Regisseur und Drehbuchautor Tilman Singer seine Heldin Gretchen genannt, erinnert sie doch an die Faustsche Gretchentragödie, oder an die Schwester im gruseligen deutschen Märchen Hänsel und Gretel.
Dan Stevens und Hunter Schafer spielen Katz und Maus in “Cuckoo”
Gretchen (Schafer) nimmt in dem Ressort aus Langeweile einen Job an der Rezeption an, um ihr Deutsch zu verbessern, was der Klinikleiter Herr König (Dan Stevens) sehr begrüßt. Gretchens kleine Halbschwester Alma (Mila Lieu) wird parallel in der Klinik behandelt – sie kann nicht sprechen – und manchmal dringen durchdringende Schreie aus ihrem Körper. In der Rezeption häufen sich in kurzer Zeit merkwürdige Dinge. So geistern die schweigsamen Klinikpatienten durch die Lobby und übergeben sich heftig. Gretchens Vater (Márton Csókás) stört sich nicht daran, die Stiefmutter (Jessica Henwick) ist nur besorgt um die kleine Tochter.
Als auch noch jedes Mal nach Feierabend eine mysteriöse Person in Weiß hinter Gretchen hinterherhuscht und sie stalkt will die 17-Jährige abreisen. Doch der Klinikleiter – übrigens spricht Dan Stevens seit Maria Schraders Film “Ich bin dein Mensch” fabelhaft Deutsch – will nicht, dass Gretchen abreist. Sehr bald erweist sich, dass er ein passionierter Ornithologe ist – und dass er nicht dulden wird, dass jemand aus dem abgelegenen Alpen-Klinikressort entkommt.
Singer setzt auf Stimmung und tolle Bilder
Der sächsische Regisseur Tilman Singer setzt in “Cuckoo” geschickt tolle Ideen für Horror um und oft mehr auf Stimmung, als auf einen vom Plot getriebenen Film. Geschickt baut er mit seinen weiblichen Hauptfiguren Referenzen an “The Shining” oder “Carrie” und viele großen Horrorfilme ein, in denen die Heldin immer verletzter und gehetzter durchs Bild jagt – und erstaunliche Ausdauer zeigt.
Viel internationales Kritikerlob
Bei der Berlinale feierte der Film des sächsischen Regisseurs im Februar Weltpremiere – und hat seitdem zum Teil großes Kritikerlob erfahren. Er sei “überraschend großartig und unzweifelhaft eine durchgeknallte Horrorkomödie”, schreibt die “New York Times”. Ein “stylischer Horrorfilm” mit einer überzeugenden Hunter Schafer als “scream queen”, heißt es im britischen “Guardian”. “Ein Horror-Highlight über Brutparasiten” lobt die deutsche Branchen-Zeitschrift “Filmstarts.de”. Und die “F.A.Z.” situiert ihn irgendwo “zwischen David Lynch und deutschem Märchen”, das sei “überraschend gruselig”.
Realer Horror bei Dreharbeiten: Spinnen in 60er-Jahre Villa
Die Produktion wurde auf 35 Millimetern – und zum Teil in Deutschland gedreht. Die Geschäftsführerin der Hessen Filmförderung Anna Schoeppe erinnert sich an die Dreharbeiten in einem alten Haus in Hessen: “Unser Setbesuch war sehr aufregend. Teile des Filmes wurden in einer wahnsinnig schönen 60er-Jahre Villa gedreht, die im Taunus steht.” Diese sei seit langem nicht bewohnt, und von Seerosenteichen umgeben. “Das war so ein bisschen Horrorfilm-mäßig – überall war diese Feuchtigkeit, dadurch gab es in diesem Gebäude so große Spinnen, wie ich sie in Deutschland noch nie gesehen habe. Die sind natürlich nicht im Film zu sehen.”
Sehr originell vermischt Tilman Singer in “Cuckoo” Body-Horror, flirrende Bilder, Verfolgungsjagden und Jump-Scares zu einem unterhaltsamen Horrorfilm, der das Genre im deutschen Kino bereichert.
Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben und läuft seit dem 29. August im Kino.
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