Commerzbank rüstet sich gegen Übernahme durch Unicredit

Commerzbank rüstet sich gegen Übernahme durch Unicredit

UniCredit hat rund 9 Prozent der Commerzbank-Aktien gekauft und signalisiert, dass sie bereit ist, diesen Anteil weiter zu erhöhen.
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Der Bund verkauft Commerzbank-Anteile, und Unicredit steigt ein. Nun prüft die italienische Bank weitere Aufstockung.

Laut „Bloomberg“ bereitet sich Commerzbank auf Abwehrmaßnahmen vor und holt Goldman Sachs als Berater.

Die Verdi-Gewerkschaft will politische Unterstützung mobilisieren, um Übernahme durch UniCredit zu verhindern.

Droht der Commerzbank die Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit? Die jüngsten Entwicklungen lassen auf jeden Fall darauf schließen. Die Unicredit ist bereits mit der Münchner HypoVereinsbank stark in Deutschland vertreten.

Unicredit hat sich einen großen Anteil von etwa 9 Prozent an der Commerzbank gesichert und könnte laut einer Mitteilung sogar noch weiter aufstocken – vorausgesetzt, die Aufsichtsbehörden spielen mit.

Dabei ist eine Übernahme der Frankfurter Bank offenbar möglich. „Gespräche über eine M&A oder eine weitere Kombination stehen an oberster Stelle“ der aktuellen Diskussionen über die Beteiligung, sagte Unicredit-CEO Andrea Orcel im Interview mit dem US-Medium am Donnerstag. „Da wir jetzt als Investor beteiligt sind, können wir konstruktiv darüber nachdenken, ob wir gemeinsam mehr schaffen wollen als den Wert, den die Commerzbank allein erzielen könnte.“

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Die Commerzbank rüstet sich zum Abwehrkampf

Im Frankfurter Bankenturm scheint der Alarmknopf gedrückt worden zu sein: Laut eines Berichts von „Bloomberg“ prüft der Vorstand der Commerzbank schon erste Abwehrmaßnahmen gegen die mögliche Übernahme durch die Italiener. Offenbar hat sich die Bank mit Goldman Sachs dafür einen erfahrenen Verteidigungsberater ins Boot geholt.

Auch die Gewerkschaften stehen bereits in den Startlöchern: Die deutsche Arbeitnehmervertretung Verdi will politische Rückendeckung mobilisieren, um die Übernahme zu verhindern. Stefan Wittmann, ein Gewerkschaftsmitglied, erinnerte dabei an die Übernahme der HypoVereinsbank im Jahr 2005 durch Unicredit. Nach der Übernahme hatte Unicredit tausende Jobs gestrichen und viele Bereiche nach Mailand verlagert.

Unicredits große Pläne in Europa – und für die Commerzbank?

Dieser Schritt von Unicredit passt in das Bild, das CEO Andrea Orcel von seiner Bank zeichnen möchte, die „Bank für Europa“ zu sein. Eine Übernahme der Commerzbank könnte die Position von Unicredit auf dem deutschen Markt enorm stärken.

Aber es gibt – wie immer – auch Hürden: Beide Banken mussten in der Vergangenheit schwierige Zeiten durch die Finanzkrise und die EU-Schuldenkrise durchmachen. Allerdings haben sie sich „Bloomberg“ zuolge durch die zuletzt gestiegenen Zinsen deutlich stabilisiert.

Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 15 Milliarden Euro sei die Commerzbank ein Übernahmeziel, das Unicredit durchaus stemmen könne, heißt es von „Bloomberg“. Dass die Italiener bereit waren, einen Aufpreis für die Commerzbank-Aktien zu zahlen, zeigt ihre Entschlossenheit, ihre Marktstellung in Deutschland auszubauen.

Politik und Aufsichtsbehörden mischen mit

Die Bundesregierung, die noch 12 Prozent an der Commerzbank hält, gibt sich bisher abwartend. Man wolle die neue Lage erst einmal gründlich analysieren, hieß es. Der Bund hatte Unicredit fast 5 Prozent der Commerzbank-Anteile verkauft. Die SPD im Bundestag betonte, dass bei allen weiteren Verkäufen die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden müssten.

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Zusätzliche Unruhe brachte die Nachricht, dass der Vorstandschef der Commerzbank, Manfred Knof, seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Das sorgt für jede Menge Fragen zur zukünftigen Ausrichtung der Bank. Die Nachfolge-Diskussion läuft bereits heiß, und Finanzchefin Bettina Orlopp gilt als Favoritin für den Posten.

Ihr arbeitet für die Commerzbank? Oder habt in der Vergangenheit in irgendeiner Form mit Commerzbank zusammengearbeitet? Dann meldet euch vertraulich bei unserem Reporter Chris Lunday. Ihr erreicht ihn per Mail unter chris.lunday@businessinsider.de.

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