- Baywa, der größter Agrarhändler in Deutschland, gibt laut einem Medienbericht ein Sanierungsgutachten in Auftrag. Grund ist die „angespannte Finanzierungslage“, wie der Großkonzern einräumte.
- Das Unternehmen aus Bayern leidet unter hohen Schulden und dem Preisverfall im Handel mit Solarpanelen.
- Das Unternehmen verzeichnete im ersten Quartal 2024 einen operativen Verlust von 66,8 Millionen Euro in seiner Energiesparte, zu der das verlustreiche Solargeschäft gehört.
Die Baywa ist Deutschlands größter Agrarhändler, ein unscheinbarer Koloss. Mit einem Umsatz von zuletzt 24 Milliarden Euro und 24.000 Mitarbeitern in 40 Ländern zählt der Konzern zu den größten Unternehmen der Republik. Doch nun scheint der Riese ins Wanken zu geraten.
Die Baywa hat ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben, um auf die „angespannte Finanzierungslage“ zu reagieren. Das erklärte die Aktiengesellschaft am Freitagabend in einer Ad-hoc-Mitteilung. Damit bestätigte das Unternehmen einen Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Demnach soll Berater von Roland Berger das Gutachten erarbeiten.
Ein Sanierungsgutachten verlangen in der Regel vor allem Banken, wenn es um laufende oder weitere Kredite geht. Nach Informationen des RND soll Baywa einen Chief Restructuring Officer (CRO) bekommen, einen Chefsanierer. Ein Baywa-Sprecher erklärte: „Wir planen das Team zu verstärken, um den angestoßenen Konsolidierungskurs konsequent und systematisch voranzutreiben.“
Baywa ist ein wichtiger Partner der deutschen Bauern. Den Konzern drücken hohen Schulden und Probleme in seiner Energiesparte, zu der ein verlustreiches Solargeschäft gehört. Baywa leidet unter dem Preisverfall im Handel mit Solarpanels. Das Unternehmen verzeichnete im Geschäftsfeld Energie im ersten Quartal dieses Jahres einen operativen Verlust von 66,8 Millionen Euro.
Laut Quartalsbericht gingen die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um mehr als eine Milliarde Euro auf 5,2 Milliarden Euro zurück. Der gesamte Konzern kam in den ersten drei Monaten des Jahres auf ein operatives Minus von 61,3 Millionen Euro. Bei der Veröffentlichung dieser Zahlen erklärte Baywa, das erste Quartal könne „nicht als Maßstab“ für die Umsatz- und Ergebnisentwicklung für den weiteren Jahresverlauf gelten.
Machtkampf beim Agrarkonzern Baywa
Business Insider erhellte im vergangenen März die Hintergründe eines Machtkampfs zwischen Baywa-Chef Marcus Pöllinger und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Lutz. Er war Mitte Januar mit dem Abgang des obersten Kontrolleurs geendet, der selbst 15 Jahre lang an der Konzernspitze gestanden hatte.
Laut der „Frankfurter Allgemeinen“ hatte Lutz als Unternehmenslenker einen schuldenfinanzierten Expansionskurs vorangetrieben. Die langfristigen Finanzschulden summierten sich Ende des ersten Quartals auf 3,1 Milliarden Euro, die kurzfristigen Verbindlichkeiten bei Banken betrugen 2,5 Milliarden Euro.
Fu