Frankfurt hat vorerst den Kampf um weitere NFL-Spiele verloren. Nachdem es lange Zeit als sicher galt, dass zumindest 2025 noch ein Spiel der bedeutendsten American-Football-Liga der Welt vertragsgemäß stattfinden würde, hat die NFL am Mittwoch nun offiziell bekannt gegeben, dass es im nächsten Jahr nur in Berlin ein sogenanntes „Germany Game“ geben werde. In der Sprache des uramerikanischen Nationalsports ist der Bundeshauptstadt ein Tpuchdown gelungen, die NFL schlägt im kommenden Jahr im Olympiastadion auf. Dieses Deutschlandspiel ist Teil einer Reihe von international ausgetragenen NFL-Begegnungen in Europa, Mittel- oder Südamerika, mit denen die milliardenschwere Profiliga ihre globale Vermarktung ausweiten will. Bei der usprünglichen Bekanntgabe der Partnerschaft war 2022 davon gesprochen worden, dass München und Frankfurt bis 2025 abwechselnd Gastgeberstadt sein sollten. Frankfurt hatte allerdings 2023 kurzfristig zwei Spiele ausrichten dürfen, wodurch der Vertrag erfüllt worden war. Die NFL bestand auf dieser Vertragsinterpretation.
„Das ist schade, wir hätten das Spiel 2025 gerne gehabt“, sagt Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) zur Entscheidung der NFL, die am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz in Berlin bekanntgegeben wurde. „Gemeinsam mit der Eintracht haben wir der NFL ein ausgewogenes Angebot unterbreitet, respektieren aber, dass die NFL in der Hautstadt spielen will. Die NFL hat angekümdigt, weitere Gespräche mit uns über die Jahre ab 2026 führen zu wollen. Hierfür stehen wir selbstverständlich bereit.“ Die Zuversicht begründet Josef damit, dass die NFL zum einen nicht ausschließt, in Deutschland generell jährlich ein zweites Spiel auszurichten.
Zudem gebe es Tendenzen, dass Berlin in seinem auf fünf Jahre angelegten NFL-Plan eventuell nur für drei oder vier Partien Gastgeber sein will. „Wir nehmen aus den jetzigen Gesprächen mit, dass die NFL mit Frankfurt und München und nur mit diesen beiden weiteren Städten im Gespräch bleiben will“, sagt Josef. Düsseldorf, das 2022 bei der Entscheidung für die ersten Deutschlandspiele München und Frankfurt mit seiner Bewerbung unterlegen war, aber weiterhin Interesse signalisiert hatte, scheint also endgültig aus dem Rennen. Das kann Frankfurt als Teilerfolg werten.
Hoffen auf NFL-Rückkehr
Frankfurt Galaxy aus der europäischen Liga ELF, im Alltag der populärste Footballklub der Stadt, bedauert die Abwanderung ebenfalls. „Zunächst einmal ist es gut, dass die NFL am Standort Deutschland festhält, aber für uns ist es natürlich schade, dass im nächsten Jahr nicht mehr in Frankfurt gespielt wird“, sagt Geschäftsführer Eric Reutemann. „Frankfurt ist die Heimat des American Football in Deutschland, und wir hoffen, dass die NFL zurückkommt.“
Josef stellte unterdessen klar, dass die Stadt auch künftig nicht in ein Wettbieten um die Gunst der NFL eintreten werde. Im Zuge der Gespräche hatte die Stadt zugesagt, ihren finanziellen Einsatz auch mit Unterstützung aus der Wirtschaft zu erhöhen. Sie war aber nicht bereit, eine Forderung der NFL zu erfüllen, die sich nach Informationen der F.A.Z. in Höhe von vier Millionen Euro bewegte. Die Stadt wertet aber das Finanzielle – Berlin hat für 2025 12,5 Millionen Euro in den städtischen Haushalt eingestellt – nicht als ausschlaggebenden Grund für die Absage. Vielmehr entspreche es der derzeitigen Strategie der NFL, die Gastspiele in Hauptstädten auszutragen. So steht beispielsweise neben London als erster europäischer Spielstätte auch die spanische Kapitale Madrid als Spielort für 2025 fest, Irlands Hauptstadt Dublin ist ebenfalls im Gespräch.
Flag Football als Streitpunkt
Ein weiteres Hemmnis für Frankfurt, das die NFL im vergangenen Jahr als Spielort grundsätzlich äußerst lobend bewertet hatte, sind nach Einschätzung der Stadt die Einschränkungen für Flag Football, die nahezu kontaktlose und somit für den Schulunterricht taugliche Variante des Spiels. Das Land hatte sich wegen zu großer werblicher Präsenz des Sponsoringpartners der NFL im Vorjahr gegen Schulturniere rund um die Gastspiele ausgesprochen, was die Amerikaner befremdet hatte. Mittlerweile gibt es als Entgegenkommen die Möglichkeit, mit den Schulen einzeln Sponsoringverträge zu schließen.
Für die NFL würde aber auch diese Lösung bürokratischen Zusatzaufwand bedeuten. Andere Bundesländer wie auch Berlin legen diese Steine nicht in den Weg. Flag Football ist für die NFL aber bedeutsam, da die Liga gewisse Nachwuchssorgen bezüglich ihrer Fans hat. Die softere Variante des Spiels soll deshalb wieder mehr Jugendliche für den Sport begeistern und als spätere Kundschaft sichern.
Frankfurt bleiben vorerst nur die Erinnerungen an das vergangene Jahr: Im November waren binnen einer Woche die Spiele zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins sowie den New England Patriots und den Indianapolis Colts Festtage im Stadion wie auch in der Innenstadt. Die Stadt bezifferte später eine Wertschöpfung von 110 Millionen Euro durch die Spiele, wofür ein niedriger einstelliger Millionenbetrag an Investitionen habe aufgebracht werden müssen. Die Hoffnung, aus der Zuschauerrolle noch einmal in die des Mitspielers der NFL zu rücken, gibt die Stadt nicht auf. „Wir wünschen Berlin alles Gute, schauen aber auch hin, ob das Stadion mit Laufbahn angenommen wird“, sagt Stadtoberhaupt Josef.