Elf Jahre spielt Dennis Schröder bereits in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. Zufrieden ist er noch lange nicht, im Interview spricht er über seine Ziele mit den Brooklyn Nets, die Chancen vor der neuen Saison und die deutsche Nationalmannschaft.
Das Interview führte Friedrich Wilhelm
Brooklyn-Nets-Star Dennis Schröder war einst das deutsche Aushängeschild der NBA, nach durchwachsenen Saisons und einigen Trades fühlt sich der Nationalmannschafts-Kapitän in Brooklyn nun angekommen.
So angekommen, dass er mit den Nets in dieser Saison große Ziele verfolgt.
Im ran-Interview plaudert Dennis Schröder über potenzielle Erfolge mit den Brooklyn Nets, deutsche Stars in der NBA, dicke Verträge und eine Rückkehr in den deutschen Basketball.
NBA: Dennis Schröder will mit den Nets die Playoffs erreichen
ran: Dennis Schröder, sie gehen in Ihre zwölfte Saison in der NBA. Was für eine Saison erwarten Sie mit den Brooklyn Nets?
Schröder: Wenn du nicht auf die Playoffs gehst, dann bist du nicht competitive in meinen Augen. Du willst natürlich immer das große Ziel erreichen und das große Ziel ist eine Championship. Aber du willst erst mal in die Playoffs kommen, unter den ersten acht Teams sein und dann von da aus sind die Karten neu gemischt. Egal in welchem Team ich war, wollte ich immer die Playoffs erreichen und werde dafür natürlich alles geben.
ran: Sie haben schon mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass Sie gern langfristig bei den Nets bleiben wollen. Warum?
Schröder: Weil sie mich als Familie aufgenommen haben. Sie haben meiner Mutter geschrieben, meiner Frau, meinem Bruder. Das schätze ich sehr. Natürlich ist das Wort Familie schwierig, weil du halt wirklich einfach getradet werden kannst. Aber sie habenviele Sachen getan für meine Familie. Das hat mir gefallen und deswegen sehe ich mich hier.
ran: Aus der Nationalmannschaft wissen Sie, wie es ist, Anführer eines Teams zu sein, das den Anspruch hat zu gewinnen und dann auch was gewinnt. Glauben Sie, bei den Nets diese Chance und Perspektive auch zu bekommen?
Schröder: Ich habe in der NBA immer Wege gefunden, egal mit wem ich gespielt habe, egal wie die Lage war, dem Team zu helfen in irgendeiner Weise. Ob das jetzt defensiv ist, ob das offensiv ist. In den letzten fünf, sechs Jahren habe ich mit, keine Ahnung, acht Hall of Famern gespielt wahrscheinlich und da habe ich gelernt, wie ich ein Spiel wirklich beeinflussen kann. Es wäre schon cool, wenn du sowas hast, aber wir haben hier auch viele gute Spieler, viele junge Spieler und ich weiß natürlich, wie das alles funktioniert in der NBA. Es ist schon cool, einer der Leader zu sein, weil ich einfach die meisten Jahre habe und die Leute mich auch respektieren. Aber ich will, dass das ein Zusammen ist und nicht ein hey, der ist der Anführer und der ist in seiner Ecke. Das muss alles ein bisschen zusammenkommen und das fühle ich hier gerade die letzten zwei Wochen und das wollen wir natürlich weiter nach vorne bringen.
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ran: Im zwölften NBA-Jahr, was motiviert Sie noch, jeden Morgen aufzustehen?
Schröder: Erstmal: ich liebe Basketball über alles. Aber ich verstehe natürlich, dass das auch meine Familie ernährt. Ich habe drei Kinder und das ist meine Motivation, meine wundervolle Frau, meine Mama, mein Bruder, alle meine Geschwister – wenn ich jeden Tag aufstehe, denke ich daran. Und dann bin ich halt motiviert aufzustehen und zu leaden, den Leuten zu zeigen, wie man es macht jeden Tag und deswegen bin ich glaube ich zwölf Jahre jetzt hier.
Schröder über Tristan da Silva: “Ready” für NBA und DBB-Team
ran: Sie spielen jetzt mit Ben Simmons zusammen, einem der polarisierenden Profis in der Liga. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Schröder: Ich mag Ben Simmons sehr, wir haben eine gute Bindung. Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt nicht, aber als er in Philly schlecht behandelt wurde von den Medien, das hat mir nicht gefallen und ich habe ihm geschrieben: ‘Wenn du irgendwas brauchst – weil ich weiß, wie das ist – sag mir Bescheid. Du kannst mich jederzeit anrufen, schreiben.’ Dann hat er direkt geantwortet und gesagt: ‘Danke, dass du mir geschrieben hast!’ Seitdem sind wir immer in Kontakt gewesen. Es ist jetzt natürlich cool, dass wir in einem Team sind. Er schätzt mich und ich schätze ihn einfach so, wie ich ihn kennengelernt habe und weiß natürlich, wie er ist, wenn er fit ist. Die Leute vergessen, dass er ein zweimaliger All-Star war und die Leute reden immer sehr schnell. Das ist echt traurig zu sehen. Ich freue mich, dass ich mit ihm hier sein kann und ich glaube, dass wir viele Spiele zusammen gewinnen werden.
ran: Dass sich Orlando jetzt zu einer kleinen deutschen Enklave entwickelt und die beiden Wagner-Brüder da sind und mit Tristan da Silva jetzt noch ein dritter Deutscher, das kann für den deutschen Basketball nur gut sein, oder?
Schröder: Ja, das ist geil. Für Tristan wird es auch sehr wichtig sein, dass er die beiden hat, dass er direkt von Anfang an jemanden hat, der dort auch respektiert ist in der Organisation und die tagtäglich zusammen sind. Ich glaube, dass Tristan sehr viel von ihnen lernen kann, vor allem weil die beiden Jungs gute Jungs sind. Ich denke aber auch er wird ihnen enorm helfen und der wird auch direkt von Anfang an Einfluss haben und auch spielen.
ran: Ist er auch jemand, der dann zwangsläufig für die Nationalmannschaft ein Thema ist?
Schröder: Ich habe ein Summer-League-Spiel gesehen und direkt gesagt: Er ist ready. In der NBA zu spielen, aber auch bei uns natürlich. Wir haben unser Spielsystem, wir wissen, wie wir spielen wollen. Die Leute müssen sich daran anpassen, was wir spielen wollen und wenn er das macht, dann spielt er auf jeden Fall auch eine wichtige Rolle für uns in der Zukunft.
ran: Franz Wagner hat bei den Orlando Magic einen Vertrag über 224 Millionen US-Dollar unterschrieben und verdient so viel wie kein deutscher Basketballer vor ihm. Warum ist er das wert?
Schröder: Er hatte im letzten Jahr einen Punkteschnitt von 20 – ohne, dass er seinen Wurf forciert oder wirklich auf seinen Wurf schaut. Der Typ, wenn er das wirklich forcieren würde, wäre er ein All-Star. Aber auch so sind sie in die Playoffs gekommen. Da hatte er glaube ich zweimal 30 Punkte. Die haben es in Game 7 geschafft und er war da mit der beste Spieler. Das ist für ein drittes Jahr in der NBA ziemlich gut und ich glaube, dass er das in Zukunft so oder so wert ist, aber auch 300, 400, 500 Millionen unterschreiben wird. Da geht es halt auch hin in der NBA und er ist zusammen mit Paolo Banchero das Gesicht der Orlando Magic.
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ran: Erwischen Sie sich manchmal bei dem Gedanken, warum habe ich nie so einen Vertrag unterschrieben?
Schröder: Nein. Es ist eine andere Zeit. Ich weiß noch, als ich in die Liga gekommen bin, da wollte ich für 30 Millionen unterschreiben, weil Jeff Teague und Ty Lawson und die das unterschrieben haben – und ich habe dann für 70 Millionen unterschrieben. Jetzt bin ich der Ältere. Wir verdienen alle sehr, sehr gut und ich brauche mir keine Sorgen mehr machen um die Zukunft. Ich werde niemals sagen, hey, warum kriegt er das und ich das? Man guckt immer auf sich selbst, man weiß, dass es einem gut geht und seiner Familie gut geht und das ist das, was zählt für mich. Da muss man schon realistisch sein, aber auch jedem das gönnen, was er verdient.
ran: Die Wagner-Brüder hatten großen Anteil am Erfolg der Nationalmannschaft, so wie alle anderen, die in den vergangenen drei Jahren dabei waren. Mit welchen Argumenten wollen Sie dafür sorgen, dass es auch ohne Coach Gordon Herbert so weiter geht, das Team zusammen bleibt und auch bei der EM im kommenden Sommer so an den Start gehen kann?
Schröder: Ich meine, wer jetzt nicht noch mit dabei sein will … Die Leute haben von der goldenen Ära gesprochen und die sollte man so lange zusammenhalten, wie möglich. Wir versuchen, dass es so wie beim Fußball ist, wenn du nominiert wirst, dass es eine Ehre ist für dich, zu spielen. Ich glaube, die letzten drei Jahre haben wir einen sehr guten Job darin gemacht und wir wollen das jetzt weiterbringen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn jeder Einzelne, der letztes Jahr, vorletztes Jahr und im dritten Jahr dabei war, wieder da ist.
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ran: Sollte Isaiah Hartenstein jemand sein, der zukünftig auch für die deutsche Nationalmannschaft aufläuft?
Schröder: Isaiah ist ein Big Man, der nur Gutes will für sein Team, der immer Winning Plays macht, das wird den New York Knicks sehr fehlen, glaube ich. In Zukunft muss er auf jeden Fall mit am Start sein. Aber wie schon gesagt, wir haben unser System und die Leute, die jetzt reinkommen, alle jungen Spieler, die müssen sich an dieses System halten meiner Meinung nach, um weiter erfolgreich zu sein. Und die Leute, die das machen, sind alle herzlich willkommen.
FC Bayern? “Müssen sie noch viel für tun”
ran: Noch ein Blick nach Deutschland: Der FC Bayern München hat den SAP Garden eröffnet und will in die Spitze Europas. Schaffen sie das?
Schröder: Da müssen sie noch viel für tun. Ich meine, die haben sehr viel Geld. Aber Pana und die anderen haben noch mehr Geld als sie. Bayern steht so oder so für sich. Bayern, das ist ja eine Hausnummer. Traditionsverein im Fußball, jetzt im Basketball geht es dahin. Mit der Arena, das ist schon sehr geil gemacht. Und Gordi wünsche ich natürlich alles Gute. Ganz nach oben ist schon schwierig, aber sage niemals nie.
ran: Ist Bayern ein Klub, wo Sie sagen, da könnten sie sich vorstellen, zum Ende der Karriere auch mal zu spielen?
Schröder: Auf gar keinen Fall.
ran: Warum nicht?
Schröder: Weil Braunschweig mein Verein ist und wenn ich nach Deutschland komme, spiele ich nur für Braunschweig. Ich spiele für keinen anderen Club. Ich respektiere München, alle Städte. Aber ich kann kein anderes Team größer machen, als es jetzt schon ist. Wenn ich zu einem Team gehe in Deutschland, dann wird es hoffentlich einen sehr guten Knall geben. Und dann will ich natürlich, dass das mein Team ist.
ran: Damit, in Braunschweig zu spielen, wo sie Gesellschafter sind, beschäftigen Sie sich also schon?
Schröder: Auf jeden Fall. Das ist auf jeden Fall auf meiner Liste. Ich muss auf jeden Fall noch mal nach Braunschweig. Da habe ich angefangen. Das würde den Club größer machen. Ich glaube, wenn ich dorthin gehe, dann werden natürlich Leute kommen und Leute werden aufmerksam. Und das ist einfach gut fürs Team und wo wir hingehen wollen. Wir wollen auch europäisch nach ganz oben. Bayern hat auch irgendwo angefangen und die sind sehr weit oben. Ich gucke auf Bayern – Fußball und Basketball – wie sie Sachen machen. Ich will natürlich den NBA-Flair mit reinbringen, aber wie groß die sind, da will ich auf jeden Fall auch hin.