Ein hoher Fachkräftemangel und zu viel Bürokratie: Wegen ungünstiger Standortbedingungen in Deutschland plant einer Studie zufolge fast jedes dritte Industrieunternehmen Jobverlagerungen ins Ausland. Wie eine Befragung von ranghohen Managern von 115 deutschen Industrieunternehmen im Auftrag des Beratungsunternehmens EY ergab, wollen 45 Prozent der Firmen neue Standorte im Ausland eröffnen – nur 13 Prozent planen neue Niederlassungen in Deutschland.
Zum anderen dürfte damit eine Verlagerung von Arbeitsplätzen verbunden sein, wie die am Freitag vorgestellte Studie zum „Wirtschaftsstandort Deutschland“ ergab. So gaben 29 Prozent der im September befragten Unternehmen an, voraussichtlich Jobs von Deutschland ins Ausland zu transferieren. Umgekehrt wollen nur vier Prozent der Firmen Jobs im Ausland wieder nach Deutschland zurückholen.
Insgesamt bewerteten 84 Prozent der Befragten die aktuelle wirtschaftliche Lage negativ. Für 70 Prozent sind dabei bürokratische Vorgaben eines der drei wichtigsten Hindernisse einer wirtschaftlichen Erholung. „Das führt viel zu oft dazu, dass die Unternehmen dahin gehen, wo ihnen schnell und unbürokratisch geholfen wird: ins Ausland“, erklärte der EY-Experte Jan Brorhilker. „Wir brauchen dringend eine neue Willkommenskultur für Industrieunternehmen.“
Ebenfalls als große Wachstumsbremse gilt den Firmen der Fachkräftemangel. Das gaben in der Studie 57 Prozent der Befragten an. „Es ist keineswegs so, dass die Beschäftigten in Deutschland nicht motiviert und leistungsbereit sind“, erklärte Brorhilker. „Das Problem liegt vielmehr darin, dass die Qualifikationen, die von den Unternehmen gesucht werden, immer weniger zur Verfügung stehen.“ Demnach werden Themen wie Motivation und Krankenstand nur von wenigen Firmen als Probleme ins Feld geführt. (AFP)