VW will drei Werke in Deutschland schließen, zehntausende Jobs weg

VW will drei Werke in Deutschland schließen, zehntausende Jobs weg

Mehr als einen Monat lang haben die Mitarbeiter von Volkswagen gezittert. Nun ist es offiziell. Nach Angaben des Betriebsrats will VW mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Die Arbeitnehmerseite sei bereits informiert worden, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg am Montagvormittag.

Welche Werke betroffen sein werden, ist noch unklar. Cavallo teilte vor der Stammbelegschaft in Wolfsburg mit, dass der Vorstand zusätzlich vorhabe, die dann „verbleibenden Werke hierzulande zu schrumpfen“, wie das Handelsblatt berichtet. Das heiße konkret, Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien zu streichen. Einen Tag vor dem großen IG-Metall-Streik in der Metall- und Elektroindustrie kommt die Nachricht des Betriebsrats überraschend.

VW Sachsen kritisiert fehlende Transparenz aus Wolfsburg: „Ein Armutszeugnis“

Auch in den drei Werken in Sachsen sorgte die Meldung für viel Furore und Unsicherheit. „Es ist schon traurig, was hier gerade abläuft“, sagt der Fachreferent des Betriebsrats Martin Lehmann von der Volkswagen Sachsen GmbH zur Berliner Zeitung am Montag auf Anfrage. An allen Standorten hätten um fünf vor zwölf Uhr die Wecker geklingelt, „als Weckruf für den Vorstand“.

Dass der VW-Chef Oliver Blume seine Umstrukturierungen am Sonntag dem Handelsblatt erklärt habe, bevor sie der Belegschaft verkündet wurden, sei an Respektlosigkeit nicht zu überbieten, kritisiert Lehmann. „Der Affront gegenüber der Belegschaft ist eigentlich der, dass es offiziell null Information gegenüber den Beschäftigten in Deutschland gibtDer Betriebsrat war heute die Instanz, die der Belegschaft mal endlich reinen Wein eingeschenkt hat. Und das ist das eigentliche Armutszeugnis.“

Unklar, welche Werke betroffen sein werden

Volkswagen beschäftigt rund 120.000 Mitarbeiter direkt in ganz Deutschland. 60.000 Arbeitsplätze sind laut Lehmann in der Region Sachsen betroffen. „Die Zulieferer waren heute auch hier in Zwickau und haben sich solidarisch gezeigt. Die Region lebt von VW.“ Europas größter Autobauer wollte die Maßnahmen, die der Betriebsrat nun veröffentlicht hat, auf Anfrage nicht bestätigen. Man halte sich an den Grundsatz, darüber zunächst intern mit der Arbeitnehmerseite zu sprechen.

Der Wecker schallte um fünf vor Zwölf. Daniela Cavallo, Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG, und Thorsten Gröger, Verhandlungsführer IG Metall, am Montag im Wolfsburg.Julian Stratenschulte / dpa-Pool

Ob die Werke in Zwickau, Chemnitz und Dresden von den Einsparungsplänen aus Wolfsburg betroffen sein werden, ist unklar. Auch Lehmann weiß noch von nichts. „Wir stehen zwar heute hier in Zwickau, ironischerweise in der Herbstsonne. Aber die Gemüter sind einfach erhitzt. Wir stehen aber geschlossen zusammen, und das ist das, was uns am Ende Mut macht.“

IG-Metall-Streik am Dienstag, VW-Tarifverhandlungen am Mittwoch

Die Sachsen-Werke haben direkte Volkswagen-Tarifverträge. Hier sind nach Informationen der Berliner Zeitung noch keine Streiks geplant. Am Dienstag gehen aber die Verhandlungen zwischen dem VW-Management und der IG Metall über den neuen Flächentarifvertrag in die dritte Runde. Mindestens 3,9 Millionen Mitarbeiter wollen am Dienstag in den Streik treten. 

Aus Gewerkschaftssicht wird es spannend sein zu beobachten, ob das viel diskutierte Werk in Osnabrück geschlossen werden wird. Hier wird am Dienstag auch die IG-Metall-Vorständin Nadine Boguslawski eine Rede halten. Das von der Schließung bedrohte Werk fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, sondern gehört zum Flächentarif. Hier wird die enge Verknüpfung der Tarifrunde mit den Problemen beim größten deutschen Autobauer sichtbar, der Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr ausschließt.

Die IG Metall will die jüngsten Pläne zu Werksschließungen und Stellenabbau nicht hinnehmen. „Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger am Montag. Doch fraglich ist, ob die Gewerkschaft daran überhaupt noch etwas ändern kann.

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