Olympia: Deutsche Basketballer verlieren Spiel um Bronze

Olympia: Deutsche Basketballer verlieren Spiel um Bronze

Vasilije Micic verteidigt den Ball gegen Dennis Schröder

Die Weltmeister um Dennis Schröder verlieren das kleine Finale gegen Serbien und beenden die Sommerspiele ohne das angestrebte Edelmetall.10.08.2024 | 7:03 min


Nach Verlassen des Parketts in Paris-Bercy hatte Isaac Bonga ein weißes Handtuch über den Kopf gezogen und sagte damit mehr als Worte. Die wollten bei den deutschen Basketballern nach dem 83:93 gegen Serbien im Spiel um die Bronzemedaille sowieso nur ganz spärlich fallen. “Einfach nur bitter”, “extrem bitter” und “scheiß bitter” – so lauteten die Beschreibungen der Stimmungslage.

Nach den Niederlagen gegen Frankreich im Halbfinale und nun gegen die Serben standen die Weltmeister von 2023 mit leeren Händen da. Manche wirkten dabei so, als hätten sie die Möglichkeit von Niederlagen überhaupt nicht mehr erwogen.

Erste Basketball-Niederlagen seit zwei Jahren

Verständlich wäre es insofern, als die Auswahl von Gordon Herbert seit dem EM-Halbfinale 2022 gegen Spanien kein Turnierspiel mehr verloren hatte und bei Olympia ihre Vorrundengruppe klar dominierte. “Wir kamen hierher, um Gold zu gewinnen”, sagte Johannes Voigtmann. So wie er betonten das während des Turniers mehrere Spieler.

Bei aller Enttäuschung zum Schluss – auch dieses Selbstvertrauen kann der deutsche Basketball letztlich als Erfolg der dreijährigen Amtszeit Herberts verbuchen. Zuvor war in 88 Jahren olympischer Basketballgeschichte ein siebter Platz bei den Spielen 1992 in Barcelona das beste deutsche Abschneiden gewesen. Nun duellierte sich die DBB-Auswahl wie selbstverständlich mit seit Jahrzehnten erfolgreichen Nationen wie Gastgeber Frankreich, den sie in der Vorrunde sogar klar besiegten, und der traditionellen europäischen Basketball-Großmacht Serbien.

Dennis Schröder (Deutschland) fassungslos über eine Schiedsrichterentscheidung kurz vor Schluss und Victor Wembanyama (Frankreich), der über Frankreichs Sieg jubelt.

In einem packenden Olympia-Halbfinale haben die deutschen Basketball-Männer knapp gegen Frankreich verloren: Am Ende stand es 73:69. Das DBB-Team hat dennoch Medaillenchancen.08.08.2024 | 7:54 min


Pesic und Jokic – zu viel für Deutschland

Auch deren Trainer Svetislav Pesic versinnbildlichte im Bronzespiel die historische Perspektive. In den 1990ern gewann Pesic mit der DBB-Auswahl sensationell die Europameisterschaft und mit Alba Berlin den Korac-Cup. Es sollten die einzigen internationalen Titel des deutschen Basketballs bleiben – bis voriges Jahr die Serben von Pesic im WM-Finale bezwungen wurden.

Damals waren sie allerdings ohne ihren Superstar Nikola Jokic angetreten. Nun sorgte auch der dreifache Saison-“MVP” der NBA dafür, dass seiner Mannschaft die Revanche souverän gelang. Seit dem ersten Viertel hielt Serbien die Deutschen immer um mindestens acht Punkte auf Distanz, im dritten Viertel betrug der Vorsprung mal 19 Punkte, drei Minuten vor Schluss waren es 15.

Deutschland verpasst Chance im Halbfinale

“Die Serben haben sehr smart gespielt”, erklärte Johannes Thiemann: “Immer wenn wir die Chance hatten ranzukommen, haben sie die richtige Lösung gefunden.” Wie etwa durch geduldiges Freispielen ihrer Distanzschützen, mit denen sie schon den Turnierfavoriten USA im Halbfinale an den Rand einer Niederlage gebracht hatten.

Die US-Amerikaner LeBron James und Stephen Curry jubeln nach ihrem Sieg gegen Serbien beim Basketball.

Dank einer furiosen Aufholjagd haben die die USA ihren Halbfinal-Thriller gegen Serbien doch noch gewonnen. Superstar Stephen Curry führte das “Dream Team” zum 95:91-Erfolg.08.08.2024 | 8:30 min


Zum Turnierabschluss bekamen die Deutschen insofern eine realistische Standortbestimmung verpasst. Ihre große Chance hatten sie schon vorher verpasst, als sie sich im Halbfinale gegen Frankreich von einer weniger spielstarken Auswahl physisch dominieren ließen. Dennis Schröder, Herz und Seele der DBB-Auswahl, konnte nicht wie gewohnt schalten, Franz Wagner, der junge, elegante NBA-Star, ließ sich von einer typisch europäisch kompakt-aggressiven Abwehr den Schneid abkaufen.

Herbert prägte eine kurze, aber unvergleichliche Ära

Und so ging die kurze, aber unvergleichliche Ära Herbert also ohne letzte Medaille zu Ende. Der Trainer wechselt nun zum FC Bayern, manche Spieler könnten aufhören. Aber Schröder, 30, und die Wagner-Brüder Moritz, 27, und Franz, 22, werden dem Team noch länger erhalten bleiben, und das neue Selbstbewusstsein auch. “In drei Jahren haben wir zwei Medaillen geholt, wir wollten eine dritte”, resümierte Kapitän Schröder, als die Worte später wiedergefunden waren: “Aber wir haben trotzdem einzigartiges erreicht.”

2025 steht eine EM an. Deutschland hat sie seit 1993 nicht mehr gewonnen. Schröder verspricht: “Wir wollen nächsten Sommer für etwas Großes zurückkommen.”

Quelle: ZDF


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