ZF will in Deutschland 11.000 bis 14.000 Jobs streichen. (Bild: ZF)

Frust, Enttäuschung und Zukunftsängste: Die Kritik in der Belegschaft ist groß, nachdem ZF angekündigt hat, bis zu 14.000 Stellen zu streichen. „Die Leute fühlen sich auf gut Deutsch verarscht“, sagte zum Beispiel der Betriebsratsvorsitzende Oliver Moll zum Standort Schweinfurt. Die Mitarbeitenden seien verunsichert und verärgert heißt es aus dem Werk in Friedrichshafen. Der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Horst Ott, kritisierte laut Bayerischen Rundfunk strategische Fehleinschätzungen und haarsträubende Managementfehler.

ZF hat in Deutschland mehr als 30 Produktionsstätte. CEO Holger Klein erklärte nun auf einer Pressekonferenz, ZF bleibe ein Stiftungsunternehmen mit starken Wurzeln in Deutschland. „Wir haben starke Standorte für Innovation und Produktion“, sagte er. Damit das in Zukunft weiter so bestehen könne, sei jedoch der Stellenabbau nötig. Denn: Die Struktur sei an vielen Produktionsstandorten ineffizient, so Klein. Deshalb sollen die Standorte zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden.

Geplant ist, bis 2028 die Zahl der Mitarbeitenden von derzeit 54.000 um 11.000 bis 14.000 zu reduzieren (wir berichteten). Damit ist jeder vierte Arbeitsplatz in Gefahr. Wie viele Jobs an welchen Standorten wegfallen, soll in den nächsten Wochen entschieden werden.

ZF ist hochverschuldet

Der Abbau soll dabei so sozialverträglich wie möglich stattfinden, so das Unternehmen. Auf zwei Faktoren will ZF Klein zufolge dabei achten: die demografische Struktur und Fluktuation. So sollen zum Beispiel befristete Verträge teilweise nicht verlängert werden.

ZF ist hochverschuldet und hat erst im Frühjahr ein strenges Sparprogramm beschlossen. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro gesenkt werden. CEO Klein erklärte, die ganze Automobilbranche arbeite unter extrem schwierigen Rahmenbedingungen. „Das wird sich auch über das Jahr hinaus nicht ändern“, meinte er.

So sei unter anderem in Japan ein Produktionsrückgang erkennbar und auch in Europa stagniere das Wachstum. Klein wies auch darauf hin, dass die Autohersteller ihr E-Mobilitätsprogramme kürzen. All das bliebe nicht ohne Folge für den Zulieferer ZF.

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(Bild: mi-connect)

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ZF passt Jahresprognose an

Dabei sei die Antriebstechnologie am meisten von der Transformation in der Autoindustrie betroffen, so Klein weiter. Er erklärte, dass ZF ohne die Zukäufe der US-Zulieferer TRW und Wabco schlechter dastehen würde.

Im laufenden Jahr erwartet ZF weiter einen Rückgang der Fahrzeugproduktion im Vergleich zum Vorjahr. Es gebe viele Unsicherheiten, Chancen und Risiken, weshalb es nicht einfach sei, einen Ausblick zu geben, so Klein.

Das Unternehmen aus Friedrichshafen hat seine Prognose angepasst und erwartet nun einen Umsatz von 42,5 Milliarden Euro bis 43,5 Milliarden Euro. Zu Beginn des Jahres wurde noch von mehr als 45 Milliarden Euro ausgegangen. Bei der Ebit-Marge (4,9 bis 5,4 Prozent) und dem Free Cash Flow (mehr als 800 Millionen Euro) gab es keine Anpassungen.

In Zahlen: Schwaches erstes Halbjahr für ZF

Bei ZF soll die Zahl der Beschäftigten in Deutschland bis 2028 sukzessive um 11.000 bis 14.000 sinken.

. (Bild: ZF)

„Das nach wie vor herausfordernde Marktumfeld spiegelt sich in unserer Umsatzentwicklung wider“, sagte ZF-Finanzvorstand Michael Frick. Das erste Halbjahr in Zahlen:

  • Der Umsatz lag im ersten Halbjahr 2024 bei rund 22 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang von 5,6 Prozent.
  • Unter Berücksichtigung von Sondereffekten lagen die Umsatzerlöse dem Unternehmen zufolge nahezu auf dem Niveau des Vorjahres.
  • Der größte Markt war Europa mit 45 Prozent. Dort ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch um 16 Prozent zurück.
  • Das bereinigte EBIT belief sich auf 780 Millionen Euro (2023: 941 Millionen), was einer bereinigten EBIT-Marge von 3,5 Prozent entspricht (Vorjahr: vier Prozent).
  • Der bereinigte Free Cashflow beträgt minus 494 Millionen Euro (2023: minus 525 Millionen) Euro.
  • Die Nettoverbindlichkeiten beliefen sich zum 30. Juni 2024 auf 10,5 Milliarden Euro. Das ist im Vergleich zu Juni 2023 ein Rückgang von rund einer Milliarde Euro.

Anja Ringel

(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie “Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum” nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei “Produktion” nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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