Im Dekra Arbeitsmarktreport sind in diesem Jahr erstmals keine Akademiker unter den Top-10-Berufen. (Bild: Papisut – stock.adobe.com (KI))

Erstmals seit Erhebungsbeginn befindet sich kein akademischer Beruf unter den Top-10-Berufen und der Anteil an IT-Jobangeboten ist so niedrig wie seit 2010 nicht. Fachkräfte mit einer Ausbildung im Bereich Elektronik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Kraftfahrzeugmechatronik können aus vielen Jobangeboten wählen. Auch Arbeitgeber im Gastgewerbe oder der Kinderbetreuung suchen händeringend neue Mitarbeitende.

Für den aktuellen Arbeitsmarktreport der DEKRA Akademie wurden 10.460 Stellenangebote untersucht. Auf den ersten zehn Plätzen im Gesamtranking der Berufe gab es einige Überraschungen. Schon 2023 waren hier Stellenangebote für Fachkräfte mit Berufsausbildung sowie für angelernte Arbeitskräfte besonders präsent. Dieser Trend hat sich nun nochmal verstärkt und zum ersten Mal seit 2008 ist kein akademischer Beruf vorn mit dabei. Insbesondere die Entwicklung bei Softwareentwicklerinnen und -entwicklern überrascht: Sie waren unter den zehn am häufigsten gesuchten Berufen gesetzt und sind nun auf Position 19 zurückgefallen. Auch Elektroingenieurinnen und -ingenieure, die 2023 nach mehreren Jahren erstmals wieder unter den Top-10-Berufen vertreten waren, haben sich hier nicht gehalten (Platz 13).

Fachkräfte limitierender Faktor der Energiewende?

Bei der Umsetzung der Energiewende drohen fehlende Fachkräfte zum Flaschenhals zu werden. Elektronikerinnen und Elektroniker sind seit 2021 eine Konstante an der Spitze aller Berufe. Daneben reihen sich aktuell auch die Berufe Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Kraftfahrzeugmechatroniker in die Top Ten ein. Sie werden – neben ihren angestammten Einsatzgebieten – dringend gebraucht, um beispielsweise Photovoltaik oder Solaranlagen zu installieren oder um E-Autos zu produzieren und zu reparieren.

Aktuelle Meldungen aus der Industrie

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Viel Auswahl in Gastgewerbe und Kinderbetreuung

Offerten im Tätigkeitsbereich Bewirtung/Betreuung sind unter den Top-10-Berufen besonders präsent. Service- und Empfangsmitarbeitende belegen sogar den zweiten Platz im Gesamtranking der Berufe (2023: Position 41). Sie hatten in der Vergangenheit schon hin und wieder ein Gastspiel unter den Top Ten. Ebenso unterstreicht die Platzierung des Berufs Koch oder Köchin den hohen Personalbedarf im Hotel- und Gastgewerbe.  

In der Kinderbetreuung gibt es viele Engpässe, obwohl die Beschäftigtenzahl in diesem Bereich in den letzten zehn Jahren stark gestiegen ist. Erzieherinnen und Erzieher befinden sich im Gesamtranking so weit vorne wie nie. Offerten für Sozialpädagoginnen und -pädagogen waren im letzten Jahr ebenfalls auffällig stark vertreten; sie befinden sich nun an 21. Stelle – immerhin die zweitbeste Platzierung seit Erhebungsbeginn.

Gesundheits- und Krankenpflegefachkräfte müssen sich in diesem Jahr mit dem achten Platz zufriedengeben (2023: Platz 2). Der Anteil der Berufe im Tätigkeitsbereich Gesundheit/Pflege in der Stichprobe ist parallel dazu insgesamt gesunken: 6,9 Prozent aller ausgeschriebenen Vakanzen sind hier zu vergeben (2023: 8,9 Prozent). Der Rückgang darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Engpässe in diesem Tätigkeitsbereich weiterhin noch groß sind.

Premiere für die Sachbearbeitung

Die Stellenangebote der Stichprobe können 28 Tätigkeitsbereichen zugeordnet werden. Vakanzen in der Sachbearbeitung haben zum ersten Mal den höchsten Anteil. Arbeitgeber suchen hier insbesondere Fachkräfte für allgemeine Sachbearbeitungsaufgaben sowie Personalfachkräfte.

Der Anteil der Berufe im Vertrieb und Verkauf ist am zweithöchsten, nachdem der Tätigkeitsbereich im letzten Jahr zurückgefallen war. Mehr als jedes fünfte Stellenangebot in der Verkaufsberatung richtet sich an Jobsuchende mit Talent und Erfahrung in der Kundenberatung und -betreuung.

Kaum ein Bereich ist so konjunktursensibel wie die Lagerlogistik und das Transportwesen. Wenn Unternehmen weniger Güter produzieren und verkaufen, brauchen sie auch weniger Personal, das sie bewegt. In der Gesamtstichprobe wurden deutlich weniger Stellenangebote für die Lagerlogistik gezählt als im letzten Jahr. Zum Vergleich: 2023 hatte der Tätigkeitsbereich den drittstärksten Anteil an der Stichprobe (7,9 Prozent). Staplerfahrerinnen und Staplerfahrer konnten sich im Vergleich zur letzten Analyse zwar um drei Plätze verbessern (Platz 4), aber zwei weitere Lagerlogistik-Berufe sind nicht mehr in den Top Ten.

Zitat

„Selten war der Arbeitsmarkt so widersprüchlich wie aktuell. Auftragseinbrüche bei gleichzeitigen Klagen über Fachkräftemangel sind aber nur scheinbar ein Widerspruch. Oft schließen sich Lücken selbst dann nicht mehr, wenn Unternehmen ihre Einstellungsabsichten drosseln. Am Arbeitsmarkt rücken nicht genug junge Menschen nach und zugleich konkurrieren neue Berufsfelder mit angestammten Einsatzbereichen um dieselben Fachkräfte. Das ist eine Kraftprobe für die deutsche Wirtschaft, die ohne eine qualifizierte Zuwanderung und massive Weiterentwicklung der Beschäftigten kaum zu bewältigen sein wird.“

Katrin Haupt, Geschäftsführerin der DEKRA Akademie

Inhalte des DEKRA Arbeitsmarkt-Reports 2024:

Im Erhebungszeitraum Ende Februar 2024 wurden 10.460 Stellenangebote in zwei Online-Jobbörsen ausgewertet. Der Report beinhaltet eine/n …

  • Überblick über die Entwicklung der Berufe und Tätigkeitsfelder
  • vertiefende Analyse der Stellenangebote für Fachinformatiker
  • vertiefende Analyse der Tätigkeit von Fachkräften im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement
  • Exkurs zur Fachkräfterekrutierung im Ausland
  • sowie Expertenkommentare (Elektro Breitling, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen, Klinikum Nürnberg, Rhein-Kreis Neuss, Victor` s Group)

Quelle: Dekra Akademie GmbH

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