Erst zu Jahresbeginn löste ein großer Solarhersteller eine Debatte über die Zukunft der Produktion in Deutschland aus. Nun zeichnet sich eine Kehrtwende ab.
Magdeburg – Der Solar-Konzern Meyer Burger hat seine Pläne zum Bau einer Solarzell-Produktion in den USA und damit die vorgesehene Verlagerung seines Kerngeschäfts nach Übersee ad acta gelegt. Das geplante Projekt in Colorado Springs sei derzeit nicht finanzierbar und daher gestoppt worden, teilte der Schweizer Konzern am Montag (26. August) mit.
Damit werde Meyer Burger zwar einen geringer als erwarteten Finanzierungsbedarf haben, aber auch mittelfristig eine niedrigere Profitabilität als vorgesehen. Der Vorstand habe daher beschlossen, ein Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm anzuschieben, um die Profitabilität nachhaltig zu verbessern.
Meyer Burger bleibt in Deutschland: 350 Jobs in Deutschland gesichert
Zudem werde sich Meyer Burger auf den Betrieb der im Hochlauf befindlichen Modulproduktion in Goodyear, Arizona, mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt konzentrieren. Die bestehende deutsche Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) werde weiterhin voll betrieben und solle – anders als bisher geplant – auch künftig das Rückgrat der Solarzellversorgung von Meyer Burger bleiben.
Erst im April hatte der Konzern die Schließung der Solarmodulproduktion im Werk von Freiberg (Sachsen) vollzogen und 400 Kündigungen an die dortigen Mitarbeitenden verschickt. Der Standort in Sachsen-Anhalt sollte den Aufbau der Produktion in Colorado Springs unterstützen – impliziert war jedoch, dass auch dort in Zukunft eine Schließung des Standorts bevorstehen könnte. Dieser Plan ist nun vom Tisch. Damit sind die Jobs der 350 dort arbeitenden Mitarbeitenden wohl gerettet.
Aufgrund der veränderten Konzernstrategie werde der für den 16. September vorgesehene Halbjahresbericht auf den 30. September verschoben. Bereits Mitte des Monats hatte die Firma die für den 14. August geplante Bilanzveröffentlichung auf den 16. September verlegt und machte dafür die laufenden Verhandlungen zur Finanzierung und strategischen Zusammenarbeit mit einem namhaften Technologiepartner geltend.
Solarboom in Deutschland: Die meisten Module kommen aus China
Meyer Burger teilte zudem mit, dass das Mitglied des Verwaltungsrates Mark Kerekes seinen Rücktritt erklärt habe. Die Neuausrichtung des Unternehmens erfordere eine Neuaufstellung im Verwaltungsrat, hieß es zur Begründung.
Die meisten hierzulande installierten Solaranlagen stammen aus China. Aus der Volksrepublik kamen im vergangenen Jahr 86,4 Prozent aller Solarzellen und Solarmodule. Danach folgten die Niederlande mit 5,4 Prozent, wobei es sich dabei auch um Re-Exporte etwa aus China handeln kann, und Vietnam mit 2,6 Prozent. Der Wert der nach Deutschland importierten Photovoltaikanlagen betrug 2023 knapp 3,6 Milliarden Euro.
Neben den Importen geht auch die heimische Produktion von Solarmodulen für Photovoltaikanlagen zurück. Im ersten Quartal sank sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte. Im vergangenen Jahr waren bereits knapp 13 Prozent weniger als im Vorjahr produziert worden. (wal/reuters/dpa)